Kein Platz für Ausbildung

Letztes Jahr beendete ich mein Abi. Der Drang, danach gleich tätig zu werden, war groß und so fiel meine Wahl auf den Beruf des Elektronikers für Gebäudeund Energietechnik. Schließlich lief alles gut. Ich gewöhnte mich langsam an den Arbeitstag. Auch wenn ich meine Schwierigkeiten hatte, machte mir der Job Spaß und ich kam voran.

Es fehlte mir an Erfahrung im Handwerk und an Tempo. Ich musste viele Fragen stellen. Nach drei Wochen wurde mir gesagt, dass ich schneller arbeiten müsse. Ab diesem Punkt wurde es schwierig für mich, weil mir das andauernd auf sehr unhöfliche Weise unterbreitet wurde. Dennoch wollte ich es schaffen, mich von solchen Kleinigkeiten nicht aus der Ruhe bringen lassen. Ich dachte mir, dass es manchmal erst schlechter werden muss, bevor es besser wird. Schon bald besuchte ich die Berufsschule. Dort war es eine große Erleichterung, es lief gut und auch die Noten stimmten. Als ich dann zurück zum Betrieb kam, wurde mir am ersten Tag die Kündigung überreicht. Es wurde damit begründet, dass ich zu langsam arbeiten und nicht in das Handwerk passen würde.

Das Handwerk leidet an Fachkräftemangel. Doch liegt es wirklich daran, dass die Jugendlichen von heute nichts mehr mit den Händen erschaffen und leisten wollen? Nein, das Handwerk ist prekär!

Es gibt viele kleine Handwerksbetriebe, die ihren Arbeitern viel zu wenig Lohn zahlen, sodass sie quasi darauf angewiesen sind, schwarz zu arbeiten. Zeit für motivierte, aber unerfahrene Azubis gibt es nicht. Sie sollen keine Fragen stellen, sondern schnell den Aufgaben nachkommen. Den Betrieben geht es meistens um billige und nicht um nachhaltige Arbeitskräfte.

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