Geschichte Israel-Palästinas [Teil 1]

Die „Judenfrage“ und die Auswirkungen der zionistischen Kolonialisierung im britischen Mandatsgebiet Palästina

In diesen beiden Artikeln erläutert Francesco Merli die dubiosen Geschäfte und Machenschaften der imperialistischen Nationen, die den Weg für die Teilung des damaligen Palästinas geebnet haben. Dieser Abschnitt der Geschichte bestätigt die Kurzsichtigkeit der herrschenden Klasse, die die mit Gewalt und Erniedrigung gefüllte Büchse der Pandora öffnete, welche das Land seither wie eine Plage heimsucht. Wichtige historische Ereignisse werden behandelt, vom Sechstagekrieg bis zur ersten Intifada.

Durch die Betrachtung der gesamten Geschichte der Region und insbesondere Israels und Palästinas werden die Klasseninteressen, die oft verdeckt werden, offen dargelegt.

Hier findest du Teil 2.

In den letzten hundert Jahren diente der Nahe Osten als Spielbrett für viele entscheidende Schachzüge zwischen den imperialistischen Mächten. Der Grund für die Bedeutung dieser Region, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts als eher nebensächlich galt, ist wohlbekannt: Im Nahen Osten liegen die größten Erdölvorkommen des Planeten. Palästina geriet aus mehreren geopolitischen und historischen Gründen immer mehr in den Mittelpunkt der Konflikte im Nahen Osten.

Der langwierige Zerfallsprozess des Osmanischen Reiches wurde durch die „Jungtürkische“ Revolution im Juli 1908 plötzlich beschleunigt, war aber erst nach der Niederlage des Reiches im Ersten Weltkrieg abgeschlossen.

Das Osmanische Reich hatte bereits im Laufe des 19. Jahrhunderts die Kontrolle über einen Teil seiner europäischen Provinzen verloren. Während dieser Zeit übernahmen Großbritannien und Frankreich zudem die Kontrolle über weite Teile Nordafrikas. Frankreich übernahm 1830 Algerien und besetzte 1881 Tunesien. Großbritannien eroberte 1882 Ägypten und den Sudan. Sogar eine zweitrangige Macht wie Italien nahm sich ein Stück des Reiches, indem es 1911 Libyen besetzte.

Die Regierung der Jungtürken trat an der Seite der Mittelmächte (Deutschland und Österreich-Ungarn) in den Krieg ein. Großbritannien und Frankreich hatten sich bereits lange vor Kriegsende darüber verständigt, wie sie die Beute des Reiches untereinander aufteilen würden. Die Briten und Franzosen waren es gewohnt, riesige Kolonialreiche zu beherrschen und einigten sich darauf, eine Reihe von künstlich voneinander getrennten Staaten zu erschaffen, deren Grenzen sie willkürlich mit einem Lineal auf der Landkarte einzeichneten. Die Verhandlungen wurden im Jänner 1916 mit dem geheimen Sykes-Picot-Abkommen (unter Zustimmung von Russland und Italien) abgeschlossen.

Dieses Abkommen wurde von den Bolschewiki (die russischen Revolutionäre unter der Führung von Lenin und Trotzki; Anm.) im November 1917, unmittelbar nach der Russischen Revolution, verurteilt und an die Öffentlichkeit gebracht – sehr zum Entsetzen der Imperialisten. Doch nach dem Krieg verlief die Teilung entlang der Grenzen, die Sykes und Picot abgemacht hatten. Frankreich übernahm die Herrschaft über Syrien und den Libanon. Großbritannien erhielt ein Mandat über Mesopotamien (dem heutigen Irak) und Palästina sowie ein Protektorat über die Marionettenmonarchie von Transjordanien (heutiges Jordanien).

Die britischen Imperialisten hatten auf zynische Art die Hoffnungen der arabischen Nationalisten auf ein arabisches Heimatland geweckt. Eine diesbezügliche Vereinbarung wurde von Sir Henry McMahon, dem britischen Hochkommissar für Ägypten, in seinem Briefwechsel mit Hussein bin Ali, dem Scharif Mekkas, als Gegenleistung für die arabische Unterstützung im Krieg getroffen. Die Aufstände der Araber gegen die Osmanen spielten eine Schlüsselrolle im Untergang des Osmanischen Reiches. Die britischen Imperialisten hatten jedoch keinerlei Absicht, ihre Versprechen einzuhalten und waren viel mehr an der Erweiterung ihrer eigenen Einflusssphäre interessiert. Der Aufstieg des Nationalbewusstseins der Araber stellte eine strategische Gefahr für ihre imperialistischen Interessen dar.

Die „Judenfrage“ und der Zionismus

Die Geschichte der jüdischen Einwanderung nach Palästina ist eng verknüpft mit dem Aufstieg der zionistischen Bewegung Ende des 19. Jahrhunderts. Bis zu diesem Zeitpunkt machte die einheimische jüdische Bevölkerung in Palästina einige tausend Leute aus, die sich hauptsächlich auf die städtischen Gegenden konzentrierte.

Ein Wendepunkt war die Welle an Pogromen durch die Geheimpolizei im Russischen Reich, welche gegen die jüdische Minderheit entfesselt wurde, die für das Attentat auf Zar Alexander II. im Jahr 1881 verantwortlich gemacht wurde. Wütende Mobs, die von angeheuerten Provokateuren angestachelt wurden, stürmten jüdische Viertel, plünderten diese und griffen die Bevölkerung an. Hunderttausende Juden flohen aus Russland und der Ukraine, um der Terrorkampagne von Ermordungen, Prügelattacken, Vergewaltigungen, Lynchmorden und der Zerstörung ihrer Existenzgrundlage und ihres Eigentums zu entkommen. Weitere Pogromwellen folgten in den Jahren 1903-1906 und eine noch größere wurde 1917 und 1921 von den weißen Armeen während des Bürgerkriegs gegen die bolschewistische Revolution entfacht.

Ende des 19. Jahrhunderts schlug ein weiterer Vorfall riesige Wellen. 1894-1895 wurde Alfred Dreyfus, ein französischer jüdischer Offizier, zu Unrecht wegen Landesverrat verurteilt. Sein Gerichtsverfahren führte zu verstärktem Antisemitismus in Frankreich. Die „Dreyfus-Affäre“ spielte eine wichtige Rolle in der Bekehrung des kosmopolitischen jüdischen bürgerlichen Intellektuellen Theodor Herzl (1860-1904) zum Zionismus. Tatsächlich verfasste Herzl im Anschluss an die Gerichtsverhandlung die Schrift Der Judenstaat, die das politische Manifest des Zionismus werden sollte.

Die „Dreyfus-Affäre“ spielte eine wichtige Rolle bei der Bekehrung des kosmopolitischen jüdischen bürgerlichen Intellektuellen Theodor Herzl zum Zionismus / Bild: public domain

Herzl wurde zum Hauptorganisator und -theoretiker der zionistischen Bewegung und entwickelte sie zu einer internationalen Kraft. Er propagierte, eine Massenauswanderung der Juden von Europa nach Palästina zu organisieren. Er kam ebenfalls zu dem Schluss, dass der Anstieg der antisemitischen Tendenzen in Europa unter Umständen als hilfreich für das zionistische Projekt angesehen werden sollte, da dieser ein Druckmittel gegen die von ihm betrachtete säkulare jüdische Trägheit sein könnte.

Deshalb basierte das zionistische politische Projekt auf dem Bemühen, die europäischen Staatsoberhäupter und -minister (welche oft leidenschaftliche Antisemiten waren) zu überreden, dass die Auswanderung der Juden nach Palästina eine einmalige Gelegenheit darstellte, sich des „jüdischen Problems“ zu entledigen. Ebenso versuchte er diese Herren zu überzeugen, dass ein jüdischer Staat in Palästina für die Großmächte nützlich sein könnte, um „für Europa den Vorpostendienst der Kultur gegen die Barbarei Asiens“ zu besorgen.

Von Anfang an musste sich das zionistische Projekt auf die Gunst einer der imperialistischen Hauptmächte als Garantie für seinen Erfolg verlassen.

Herzl versicherte den osmanischen Behörden öffentlich, dass die jüdische Einwanderung dem Reich nur materiellen Nutzen bringen würde, um die notwendige Einwilligung der osmanischen Behörden sicherzustellen. Insgeheim erkannte er jedoch, dass es keinen jüdischen Staat ohne Enteignung und Vertreibung der Palästinenser geben könne.

„Den Privatbesitz der angewiesenen Ländereien müssen wir sachte expropriieren. Die arme Bevölkerung trachten wir unbemerkt über die Grenze zu schaffen, indem wir ihr in den Durchzugsländern Arbeit verschaffen, aber in unserem eigenen Lande jederlei Arbeit verweigern. (…) Das Expropriationswerk muß ebenso wie die Fortschaffung der Armeen mit Zartheit und Behutsamkeit erfolgen.“, schrieb Herzl 1895 in sein Tagebuch.

Die Umsetzung der zionistischen reaktionären Utopie verwandelte Palästina in ein Schlachtfeld und würde den Palästinensern (aber auch den jüdischen Siedlern) unsagbares Leid zufügen. Ihre reaktionären Folgen halten bis heute an.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verkörperte die zionistische Bewegung dennoch nur eine winzige Minderheit, beschränkt auf einen kleinen Kreis jüdischer bürgerlicher und kleinbürgerlicher Intellektueller und Wohltäter.

Die Entwicklung des arabischen Nationalbewusstseins

Die zionistische Führung hatte ständig Bedenken, dass die arabischen Arbeiter sich organisiert gegen ihre Ausbeutung auflehnen könnten. Eine weitere Angst lag darin, dass die Entwicklung eines Nationalbewusstseins die Araber verbünden könnte, um Widerstand gegen die zionistische Kolonisation zu leisten.

Das arabische Nationalbewusstsein begann sich in den 1880ern zu entwickeln. Die jungtürkische Revolution von 1908 erweckte Hoffnungen auf die Befreiung aller Völker des gesamten Osmanischen Reiches. Die rasche Hinwendung des neuen Regimes zum türkischen Nationalismus beschleunigte den massenhaften Prozesses der Ausprägung des Nationalbewusstseins bei allen Völkern des Reiches, besonders unter den Arabern, die ein Gebiet (das vom heutigen Irak bis nach Marokko reichte), eine gemeinsame Sprache und Tradition teilten.

Die jungtürkische Revolution von 1908 weckte Hoffnungen auf die Emanzipation aller Völker des Osmanischen Reiches / Bild: gemeinfrei
In Palästina wurde dieser Prozess durch die wachsende Feindseligkeit gegen die Folgen der jüdischen Einwanderung noch weiter auf die Spitze getrieben. Jeder Landerwerb der Siedler bedeutete automatisch die Vertreibung der palästinensischen Bauern, die oft nicht wussten, dass die Eigentümer, gelockt vom steigenden Bodenpreis, das Land den Neuankömmlingen verkauft hatten. Dem Historiker Benny Morris zufolge stieg der durchschnittliche Bodenpreis von 5,3 Palästina-Pfund pro Dunam (osmanisches Flächenmaß, das ungefähr 1000 m2 entspricht) im Jahr 1929 auf 23,3 im Jahr 1935. 1944 betrug der Preis des Bodens 50-mal so viel wie im Jahr 1910.

Die Siedler sprachen weder Arabisch, noch waren sie mit der regionalen Kultur und den Traditionen vertraut und wollten darüber in vielen Fällen auch nichts lernen, sie missachteten lang bestehende Bräuche und beanspruchten Gemeindeländer, Weideflächen und vor allem den Zugang zu Wasserquellen. Es dauerte nicht lange, bis die Palästinenser zunehmend eine vom stetigen Zustrom von Siedlern ausgehende drohende Gefahr spürten.

Die Balfour-Deklaration

Das Interesse der Strategen des britischen Imperialismus wurde geweckt. Sie verstanden, dass das zionistische Projekt ein nützliches Werkzeug für Großbritanniens Pläne für den Nahen Osten nach dem Untergang des Osmanischen Reiches werden könnte.
Am 2. November 1917 wurde dieser Wandel in einem Brief zusammengefasst, der im Namen der britischen Regierung von Lord Balfour an Lord Rothschild und die Zionist Federation adressiert wurde. Die Deklaration besagt:
„Die Regierung Seiner Majestät betrachtet mit Wohlwollen die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina und wird ihr Bestes tun, die Erreichung dieses Zieles zu erleichtern, mit der Maßgabe, dass nichts geschehen soll, was die bürgerlichen und religiösen Rechte der bestehenden nicht-jüdischen Gemeinschaften in Palästina oder die Rechte und den politischen Status der Juden in anderen Ländern in Frage stellen könnte.“
Der Nebensatz zeigte eindeutig, dass die britischen Imperialisten sogar damals ein klares Verständnis über die Implikationen ihrer Billigung hatten. Auf kapitalistischer Ebene führte die sogenannte „Lösung“ der jahrhundertealten Unterdrückung der Juden zwangsläufig dazu, dass sich die „Palästinenserfrage“ in besonders scharfer Weise stellte.

Auf kapitalistischer Grundlage führte die so genannte „Lösung“ der jahrhundertealten Unterdrückung der Juden zwangsläufig zur Entstehung der „Palästinenserfrage“ / Bild: public domain

1923 schrieb ein rechter Zionist, Wladimir Jabotinsky, sein politisches Manifest: Die eiserne Mauer. Er erkannte die Bedeutung der Balfour-Deklaration und argumentierte, dass die Palästinenser mit einer „eisernen Mauer aus jüdischen Bajonetten“ gezwungen werden müssten, sich zu unterwerfen und ergänzte später – „britische Bajonette“. Aus seiner Sicht hing die Durchführbarkeit des zionistischen Projekts von der aktiven Unterstützung und Gunst des britischen Imperialismus ab.

Diese Unterstützung wurde Realität, nachdem das Osmanische Reich zerfiel und das britische Mandat über Palästina erteilt wurde.

Unter der britischen Herrschaft konnten die Zionisten halbstaatliche Institutionen errichten: die Jewish Agency als eine Art Regierung in Keimform; den Jüdischen Nationalfonds, um Finanzen zu lenken und Land zu erwerben und vor allem eine jüdische Miliz, die Hagana.

Dennoch befanden sich mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs immer noch nicht mehr als 60.000 Juden in Palästina, das bis 1908 erworbene Land machte nur 1,5% des verfügbaren Grund und Bodens aus. In den 1920er beschleunigte sich – als Resultat des britischen Mandats für Palästina – der Zustrom neuer Siedler. 1929 sah die Bilanz der jüdischen Einwanderung seit 1880 wie folgt aus: Von etwa 4 Millionen Juden, die in dieser Periode aus Mittel- und Osteuropa auswanderten, gingen nur 120.000 nach Palästina (manche davon nur vorübergehend), verglichen mit 2,9 Millionen in die USA, 210.000 nach Großbritannien, 180.000 nach Argentinien, 125.000 nach Kanada. Die jüdische Siedlerbevölkerung in Palästina wuchs, sie erreichte 150.000 im Jahr 1929 und stieg bis 1936 auf über 400.000 an.

Die zunehmenden Spannungen zwischen Palästinensern und Siedlern erreichten ihren Höhepunkt mit den Unruhen von Jaffa im Mai 1921, bei denen Dutzende Menschen auf beiden Seiten getötet wurden.

Im August 1929 wurde ein Aufstand der Palästinenser gegen die britische Besatzung zu einer blutigen Auseinandersetzung, bei der jüdische Gemeinden mehrmals angegriffen wurden. Einer dieser Angriffe traf die kleine palästinensische jüdische Gemeinschaft von Hebron (etwa 600 Menschen) – eine Gemeinde, deren Bestehen bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. 66 Juden wurden bei diesem Angriff getötet, obwohl viele Palästinenser versuchten, die Flüchtenden zu beschützen, indem sie sie in ihre Häuser aufnahmen. Die jüdische Gemeinde in Hebron wurde ausgelöscht. Die Hagana wehrte weitere Angriffe ab. Die tragische Bilanz der Todesopfer der „blutigen Tage“ im August 1929 lag bei 133 Juden und 116 Palästinensern.

Dies führte zum entscheidenden Anstoß für die Konsolidierung der jüdischen Miliz (Hagana), die zunehmend mit der britischen Besatzungsmacht zusammenarbeitete.

Die Gründung der Kommunistischen Partei Palästinas

In den 1920er und 1930er bot sich tatsächlich die Möglichkeit, gestützt auf die Arbeiterklasse eine revolutionäre Alternative aufzubauen, die den Ausbruch eines Bürgerkriegs verhindern hätte können, in dem jüdische und arabische Arbeiter alles zu verlieren hatten.

Anfang der 1920er förderte die Anwesenheit der britischen Kolonialverwaltung einen gewissen Grad der industriellen Entwicklung des Küstenstreifens, wodurch ein Wirtschaftssektor geschaffen wurde, in dem jüdische und palästinensische Arbeiter Seite an Seite arbeiteten. Diese Entwicklung hatte Auswirkungen auf die überwiegend ländliche palästinensische Wirtschaft und führte zu einer starken Zuwanderung vom Land in die Küstenstädte.

Um die Kolonialverwaltung herum entstanden die Eisenbahn, die Telefongesellschaft, Post und Telegraf, Häfen und Werften, Zivilverwaltungen, denen die lokale Verwaltung von Städten mit gemischter Bevölkerung zugeteilt wurde, und im Privatsektor stellten manche großen Firmen mit ausländischem Kapital jüdische und palästinensische Arbeitskräfte an. Zum Beispiel die Zementwerke Nescher, das Terminal der Iraq Oil Company und die Raffinerie in Haifa, und die rasch expandierende Bauindustrie.

Zwischen den Volkzählungen von 1922 und 1931 wuchs die Bevölkerung der palästinensischen Araber um 40% und in Städten wie Jaffa und Haifa um jeweils 63% und 87%. Die Neuankömmlinge ließen die Reihen des Proletariats in allen Sektoren anschwellen, was schnell einen beachtlichen Anstieg der gewerkschaftlichen Kämpfe bedeutete. Zur Zuwanderung aus den ländlichen Gebieten gesellte sich die Einwanderung aus Nachbarländern, insbesondere aus Ägypten.

Der Mangel an jüdischen Arbeitskräften, um arabische Arbeit zu ersetzen, führte sehr oft dazu, dass billige jüdische Arbeiter aus dem Jemen oder dem Maghreb nach Palästina importiert wurden. Sie stellten einen Teil der jüdischen Arbeiterklasse dar, der besonders ausgebeutet wurde und weit entfernt war von der Mehrheit der Zionisten mit europäischen Wurzeln, die zum Großteil Jiddisch sprachen und alle Führungspositionen in den zionistischen Institutionen bekleideten.

In dieser Zeit entstand die wachsende Kluft zwischen aschkenasischen (aus Europa) und sephardischen Juden (Nachfahren der Diaspora spanischer Juden, die sich im Osmanischen Reich angesiedelt hatten), die die israelische Gesellschaft heute immer noch prägt. Die Sephardim sprachen Ladino, einen aus dem Spanischen stammenden Dialekt. Sie konnten oft Arabisch sprechen oder verstehen und gehörten zu einer sozialen Schicht, die etwas höher stand als die Masse des arabischen Proletariats. Unter diesen Bedingungen entstand schnell ein Klassenbewusstsein in dieser Schicht, die sich instinktiv den Arabern näher fühlte als den großen jüdischen Tycoons wie Rothschild und Co.

Die zionistischen „sozialistischen“ Parteien lehnten jedoch jede Forderung, die jüdischen Gewerkschaften auch für die arabischen Arbeiter zu öffnen, erbittert ab. Die Differenzen reichten von David Ben-Gurions Achdut HaAwoda, die für die gewerkschaftliche Organisierung der Araber waren, aber in getrennten Organisationen in „gleicher Würde“ (unter zionistischer Führung), bis hin zu Chaim Arlosoroffs HaPoel HaZair, die den rein jüdischen Charakter der gewerkschaftlichen Organisation verteidigte, um eine zunehmende Arbeitsteilung zwischen einer jüdischen Arbeiteraristokratie mit den qualifiziertesten und bestbezahlten Jobs und einer Masse an unorganisierten arabischen Arbeitern zu fördern.

Ein dritter Standpunkt wurde von einer anderen Partei der zionistischen Linken geäußert, der Poale Zion. Diese Partei ging zu halbrevolutionären Haltungen über, indem sie 1924 um Mitgliedschaft bei der Kommunistischen Internationale (KI) ansuchte, sich allerdings nicht vollständig vom Zionismus lossagte. Die KI weigerte sich eine Partei aufzunehmen, die nicht komplett frei vom Zionismus war. Dies führte zu einer Spaltung und der Gründung der Kommunistischen Partei Palästinas (KPP). Die neue Partei wurde sofort aus der zionistischen Gewerkschaft Histadrut ausgeschlossen.

Arbeitskämpfe und Klasseneinheit

Die KPP vertrat eine Position zugunsten gemeinsamer Gewerkschaften, ohne Diskriminierung entlang nationaler oder religiöser Linien. Indem sie diese politische Linie verfolgte, konnte die KPP die wachsende Radikalität und Forderungen nach Einheit, die sich aus den Erfahrungen der Arbeiter ergaben, zu ihrem Vorteil nutzen. Der Drang zur Einheit wurde aber sowohl von der zionistischen Führung als auch den arabischen Nationalisten abgelehnt und behindert.

Die KPP schlug ihre Wurzeln in der arabischen und der jüdischen Arbeiterklasse. Die Partei veröffentlichte zwei Zeitungen in zwei Sprachen. Obwohl sie ihre Hauptunterstützung unter den arabischen Arbeitern fand, gewann die KPP 8% der Stimmen in der Wahl für den Jischuv (den jüdischen Rat), über 10%, wenn man die Stimmen in den Städten betrachtet.

Die PCP schlug ihre Wurzeln sowohl in der arabischen als auch in der jüdischen Arbeiterklasse / Bild: public domain

Ein Ereignis – kurz andauernd, aber bedeutsam – zeigte das Potenzial für die Entwicklung der Klasseneinheit während eines Streiks. Zweihundert jüdische Arbeiter der Zementwerke Nescher in Haifa wurden im Streik von 80 ägyptischen Mitarbeitern, die weniger Rechte hatten und halb so viel bezahlt bekamen, unterstützt und brachten ihre eigenen Forderungen vor. Nach einem zweimonatigen Streik machte der Chef Zugeständnisse für ein paar der Forderungen der jüdischen Arbeiter. Die Arbeiter stimmten mit 170 zu 30 gegen diesen Deal (und widersetzten sich somit der Linie ihrer eigenen Gewerkschaft) und schworen so lange zu streiken, bis die Forderungen ihrer ägyptischen Genossen vollständig erfüllt würden. Die Gefahr, dass so ein Beispiel ansteckend sein könnte, brachte die Führung der Histadrut dazu, Druck auf die britische Kolonialverwaltung auszuüben, die hart gegen den Streik vorging, indem sie alle 80 ägyptischen Arbeiter deportierte.

Eine Bereitschaft zur Arbeitereinheit im Kampf ergab sich mehrere Male zwischen 1925-1935. Man sollte hier den Streik der Bäcker erwähnen, die Kämpfe der Hafenarbeiter in Haifa und der Bahnarbeiter, den Streik des öffentlichen Verkehrs und der Taxifahrer im Jahr 1931. 1935 ereignete sich ein wichtiger Kampf der Arbeiter in der Iraqi Oil Company und der Haifa-Raffinerie.

In diesen Jahren organisierte die KPP Gewerkschaften unabhängig von der Histadrut und gewann in vielen Gebieten eine wichtige Unterstützungsbasis unter der Mehrheit der arabischen und vieler jüdischer Arbeiter. Ihre Erfolge zwangen die Zionisten, ihre Taktik zu ändern und arabische Gewerkschaften zu fördern, die sich mit den zionistischen Gewerkschaften zusammenschlossen, um dem Einfluss der Kommunisten entgegenzuwirken.

Das enorme Potenzial, das das Wachstum der KPP darstellte, wurde jedoch durch die Folgen der stalinistischen Degeneration der UdSSR zunichte gemacht. Die sowjetische Bürokratie unter Stalin verwandelte die Kommunistische Internationale in ein reines Werkzeug für ihre diplomatischen Interessen. Das bedeutete, die korrekte revolutionäre Politik der Einheit der Arbeiterklasse aufzugeben, indem man sich mit dem arabischen Nationalismus während des Großen arabischen Aufstands in Palästina 1936-1939 anbiederte, was den Verlust der Unterstützung für die KPP unter den meisten jüdischen Arbeitern zur Folge hatte. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die KPP noch härter getroffen, da Moskau eine Kehrtwende machte und im Krieg mit dem britischen Kolonialismus zusammenarbeitete, was die Parteibasis in der palästinensischen Arbeiterklasse schwächte, bevor der Partei schlussendlich 1948 der Gnadenstoß gegeben wurde, als die UdSSR sich entschied, die Gründung von Israel zu unterstützen.

Die reaktionäre Rolle der palästinensischen Elite

Das frisch entstandene nationalistische Lager unter den Palästinensern wurde von einigen wenigen einflussreichen Familien beherrscht, die Kommunalbeamte, Richter, Polizisten, religiöse Amtsinhaber und Staatsbedienstete im Osmanischen Reich und später in der britischen Kolonialmacht stellten. Sie erhoben sich zur nationalen Führung der Palästinenser. Doch eine riesige Kluft trennte die Elite von den weitgehend armen und ungebildeten Massen.

Der Kampf um die Vorherrschaft zwischen der arabischen Husseini- und der Naschaschibi-Familie Mitte der 1930er führte zur Gründung zweier verfeindeter arabisch-nationalistischer Parteien. Die Nationale Verteidigungspartei der Naschaschibi-Familie wurde von der radikaleren nationalistischen Arabischen Partei Palästinas gekontert. Doch die ganze Treue zum arabischen Nationalismus hinderte die beiden Familien nicht daran, sich zu einer Vielzahl von Menschen zu zählen, die im Geheimen Land an die Zionisten verkauften.

Die Arabische Partei Palästinas radikalisierte ihre Positionen entlang einer antisemitischen Linie. Viele arabische Nationalisten (darunter auch der spätere ägyptische Präsident Anwar as-Sadat) sympathisierten offen mit dem Faschismus und Nationalsozialismus. Amin al-Husseinis Worte der Unterstützung für Hitler in einer Rede vor dem deutschen Konsul in Jerusalem sind bezeichnend: „Die Muslime innerhalb und außerhalb von Palästina heißen das neue Regime in Deutschland willkommen und hoffen, dass sich das faschistische anti-demokratische Regierungssystem auf andere Länder ausbreiten wird.“

Bewaffnete arabisch-nationalistische Gruppierungen entstanden. Die Schwarze Hand, geführt von Scheich Izz ad-Din al-Qassam, verübte seit 1931 vereinzelte Angriffe auf jüdische Siedler. Al-Qassam wurde am 21. November 1935 von britischen Truppen in einem Hinterhalt getötet, was ihn zu einer Symbolfigur der arabischen Nationalisten machte.

Das Tempo der jüdischen Einwanderung nahm während der 1930er weiter zu. Zwischen 1931 und 1934 wurde Palästina von einer langanhaltenden Dürre getroffen. 1932 fiel die landwirtschaftliche Produktion je nach Feldfrucht und betroffener Region um 30 bis 75%. Dies verarmte palästinensische Dörfer und führte zu einer Überfüllung der Slums um Jaffa und Haifa. Zudem wurde das Land von einer Finanzkrise getroffen, die durch die Folgen der Abessinien-Krise ausgelöst wurde und zum Bankrott vieler Firmen führte. Die Kombination dieser Faktoren verschärfte die Lage der palästinensischen Massen.

Der Große arabische Aufstand von 1936-1939

Die Konflikte von 1921 und 1929 waren zwar brutal und blutig, trafen aber nur eine kleine Schicht der arabischen und jüdischen Bevölkerung direkt.

Im April 1936 breitete sich der palästinensische Aufstand jedoch von den Städten ausgehend massenhaft aus, in denen durch die Initiative der radikalisierten Jugend, der Schabab, spontan „Nationalkomitees“ gebildet wurden. Die traditionellen Führer sträubten sich vor einer direkten Auseinandersetzung mit den britischen Behörden. Erst am 25. April wurde das Arabische Hochkomitee gegründet, um den Aufstand unter die Führung der Husseinis zu bringen.

Der Aufstand wurde durch einen sechsmonatigen Generalstreik der Araber sowie durch einen dauerhaften halb-aufständischen Kampf und einer bewaffneten Guerilla in ländlichen Regionen geprägt (von Mitte Mai bis Mitte Oktober).

Die traditionellen Führer zögerten, sich offen mit den britischen Behörden anzulegen / Bild: public domain

Dass sich das Ausmaß dieses Aufstandes von den bisherigen unterschied, bemerkte Ben-Gurion selbst und schrieb, dass die Araber „gegen die Vertreibung (kämpfen) … Der Araber führt einen Krieg, der nicht ignoriert werden kann. Er tritt in den Streik, er wird getötet, er bringt große Opfer.“ Am 19. Mai 1936 meinte er auch, dass „(die Araber) genau das Gegenteil von uns (sehen). Es spielt keine Rolle, ob ihre Ansichten richtig sind… Sie sehen eine Einwanderung im großen Stil… Sie sehen, dass die Juden sich wirtschaftlich festigen… Sie sehen, dass die besten Ländereien in unsere Hände gelangen. Sie sehen, dass England sich mit dem Zionismus identifiziert.“

Die Zionisten (an deren Spitze die Gewerkschaft Histadrut stand) verfolgten eine aggressive Streikbrecherpolitik, die darauf abzielte, palästinensische Arbeiter in einem Unternehmen nach dem anderen durch jüdische zu ersetzen. 1937 erklärte der Sekretär des Gewerkschaftsverbandes in Jaffa den Standpunkt der Zionisten folgendermaßen: „Das grundlegende Ziel der Histadrut ist die ‚Eroberung der Arbeit‘. (…) Egal, wie viele Araber arbeitslos sind, sie haben kein Recht darauf, eine Stelle anzunehmen, die ein möglicher Einwanderer besetzen könnte. Kein Araber hat das Recht, in jüdischen Unternehmen zu arbeiten. Wenn Araber auch bei anderen Arbeiten verdrängt werden können… ist das gut.“

Die britischen Behörden hatten monatelang keine andere Wahl, als darauf zu warten, dass der Aufstand an Stärke verlor. Erst am 7. September wurde das Kriegsrecht ausgerufen und eine Ausgangssperre verhängt. 20.000 Soldaten wurden aus Großbritannien und Ägypten eingezogen und zusätzlich von 2.700 jüdischen Polizisten unterstützt. Die Aufstandsbekämpfung begann, die die arabische Führung zwang, den Streik bis zum 10. Oktober abzusagen, in der Hoffnung, eine Verhandlungslösung zu erzielen.
Die britische Regierung berief eine Königliche Kommission unter dem Vorsitz von Lord Peel ein, um eine Untersuchung durchzuführen und die Bedingungen für eine Schlichtung des palästinensisch-zionistischen Konfliktes festzulegen. Der am 7. Juli 1937 veröffentlichte, 404-seitige Peel Report empfahl die Teilung Palästinas: 20% des Gebiets sollten an die jüdische Autonomiebehörde gehen; Jerusalem und ein Korridor nach Jaffa sowie die Küstenstädte mit einer gemischten Bevölkerung sollten unter britische Verwaltung gestellt werden; der Rest sollte sich Transjordanien anschließen und einen gemeinsamen arabischen Staat bilden. Die Folge dieses Vorschlags wäre die Zwangsumsiedelung von 225.000 Palästinensern und 1.250 Juden.

Die zionistischen Führer Weizmann und Ben-Gurion sahen den Peel Report als Sprungbrett für eine weitere Expansion. Weizmann bemerkte: „Die Juden wären Narren, wenn sie ihn nicht annehmen würden, auch falls (das ihnen zugeteilte Gebiet) so groß wie ein Tischtuch sein sollte.“ Der Bericht wurde also von den Zionisten akzeptiert, während er vom Arabischen Hochkomitee abgelehnt wurde.

Die zweite Phase des Aufstands

Im September 1937 nahm der Aufstand wieder an Fahrt auf, aber das Arabische Hochkomitee wurde durch eine heftige Fehde auseinandergerissen, als die Husseinis versuchten, im Juli 1937 ein Attentat auf den Führer der gegnerischen Familie zu verüben. „Nun trennen Blutströme die beiden Fraktionen“, bemerkte Eliahu Sasson, ein hochrangiger Beamter der Jewish Agency im April 1939.

Der Aufstand verlief in einer Spirale aus Konflikten und Repression weiter. Das Arabische Hochkomitee wurde verboten und 200 seiner Führer verhaftet, viele von ihnen wurden gehängt, während andere flohen.

Der Peel Report spornte die rechte jüdische revisionistische Partei (die eine Revision des britischen Mandats forderte) dazu an, eine Terrorkampagne gegen einfache Palästinenser zu starten. Mehrere Bombenanschläge der Irgun Zwai Leumi wurden an palästinensischen Zivilisten an Bushaltestellen und Märkten verübt, bei denen Hunderte getötet und verstümmelt wurden.

Die bewaffneten Gruppierungen der Palästinenser agierten ohne ein zentralisiertes Kommando. Viele von ihnen hatten keine Perspektive und entwickelten sich zu kriminellen Banden, die palästinensische Bauern ausraubten und ihre Unterstützer bald abschreckten. Diese Situation schwächte die Aussicht auf Erfolg des Aufstandes entscheidend.

Der Aufstand dauerte bis zum Mai 1939. An seinem Höhepunkt im Herbst 1938 waren etwa 20.000 palästinensische Kämpfer beteiligt. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg endete der ernsteste und langwierigste arabische Aufstand gegen die britische Besatzung mit mehreren tausend Todesopfern und einer De-facto-Niederlage.

Der Zweite Weltkrieg und der Holocaust

Die Niederlage des Aufstands wurde mit einer scharfen Wendung in der Politik des britischen Imperialismus geahndet. Die Briten befürchteten, dass sobald ihre Streitkräfte an anderen Fronten eingesetzt werden mussten, ein neuer arabischer Aufstand ausbrechen würde. Darüber hinaus wollte der britische Imperialismus die arabische Bourgeoisie nicht zu seinem Feind machen, um zu verhindern, dass diese mit den Nazis kollaborieren.

Das von der Kolonialverwaltung entworfene Weißbuch (veröffentlicht am 17. Mai 1939) forderte zum ersten Mal eine Deckelung der jüdischen Einwanderung (höchstens 75.000 in den nächsten fünf Jahren) und starke Einschränkungen des Landerwerbs durch Juden. Außerdem wurde in Aussicht gestellt, in zehn Jahren einen nach dem Mehrheitsprinzip regierten, unabhängigen Staat gründen zu können.

Natürlich gewann der britische Imperialismus durch diesen Kurswechsel keine größere Unterstützung bei den Arabern. Er beeinträchtigte jedoch Großbritanniens enges Verhältnis zur zionistischen Führung. Die britische Kehrtwende (genau in dem Moment, in dem die Angst vor der antisemitischen Politik der Nazis zunahm) wurde von den Zionisten als Verrat empfunden.

Die britischen Behörden hatten den Übergang der Hagana zur „aggressiven Verteidigung“ gegen die Palästinenser gefördert. Im Mai 1938 gründete die Hagana „Feldkompanien“, um aufstandsbekämpfende Taktiken in ländlichen Gebieten anzuwenden. Einen Monat später wurden die Special Night Squads geschaffen, die das Ziel hatten, nachts arabische Viertel und Dörfer, die den Aufstand unterstützten, zu terrorisieren. Dieselben Taktiken würden ein Jahrzehnt später in viel größerem Ausmaß von den Zionisten eingesetzt werden, um im Vorfeld der Gründung Israels dafür zu sorgen, dass die Palästinenser in Panik aus ihren Dörfern und Häusern fliehen.

Die zionistische Führung nutzte die Verzweiflung der aus Europa fliehenden Juden, um die internationale Unterstützung für den Zionismus zu stärken / Bild: public domain

Anfang des Jahres 1939 wurden drei geheime Einheiten mit der Bezeichnung Plugot meyuchadot („Spezialoperationen“) gegründet, um einerseits Repressalien in arabischen Dörfern und an Guerillaeinheiten auszuüben und andererseits britische Einrichtungen anzugreifen und Informanten auszuschalten. Diese Einheiten waren David Ben-Gurion direkt unterstellt.

Die ersten Berichte über Massendeportationen von Juden begannen sich langsam zusammen mit den jüdischen Flüchtlingen aus Europa zu verbreiten, was enorme psychologische Auswirkungen auf die jüdische Bevölkerung der Diaspora (besonders in den USA) hatte, die die abscheulichen Einwanderungsbeschränkungen der britischen Behörden unerträglich fanden.

Doch die Haltung der zionistischen Führung zur Bedrohung durch die Nazis war von Zynismus geprägt. Im Dezember 1938, einen Monat nach dem Nazi-Pogrom, das später als Kristallnacht bekannt wurde, sagte Ben-Gurion: „Wenn ich wüsste, dass es möglich wäre, alle (jüdischen) Kinder Deutschlands zu retten, indem man sie nach England schickt oder nur die Hälfte davon zu retten, indem man sie nach Eretz Israel schickt, würde ich die zweite Option wählen – weil wir nicht nur mit der Anzahl dieser Kinder, sondern auch der historischen Bilanz des jüdischen Volkes konfrontiert sind.“ Im Dezember 1942 meinte er erneut: „Die Katastrophe des europäischen Judentums ist nicht unmittelbar meine Angelegenheit…“

Die zionistische Führung nutzte die Verzweiflung der aus Europa flüchtenden Juden, um die internationale Unterstützung für den Zionismus zu stärken und um sich der Blockade der britischen Behörden, die um jeden Preis entschlossen waren, der illegalen Einwanderung ein Ende zu setzen, offen zu widersetzen.

Ein Teil des zionistischen rechten Flügels lehnte jedoch jegliche Zusammenarbeit mit den Briten ab. Im November 1944 verübten die Lochamei Cherut Israel (LECHI), die „Kämpfer der Freiheit Israels“ (auch als Stern-Bande bekannt), in Kairo ein Attentat auf den britischen Nahostminister Lord Moyne.

Eine Reihe von Flüchtlingsbooten wurde in offener Missachtung des britischen Verbots zu Wasser gelassen, was ein Tauziehen mit den Mandatsbehörden zur Folge hatte, die beschlossen hatten, alle Versuche zu verhindern und tausende Flüchtlinge nach Mauritius und Zypern in Konzentrationslager zu deportieren. Die Flüchtlinge waren Schachfiguren, gefangen in einem zynischen Machtspiel, das zu mehreren Tragödien führte. Im November 1940 sprengte die Hagana die SS Patria, ein Schiff im Hafen von Haifa, auf dem 1.700 Einwanderer nach Mauritius deportiert werden sollten, und verursachte 252 Todesfälle. Ein weiteres Schiff, die Struma, sank mit 769 Flüchtlingen an Bord am 25. Februar 1942 im Schwarzen Meer, nachdem die britischen Behörden den Transport untersagten (alle bis auf eine Person kamen ums Leben).

Sehr wenige jüdische Flüchtlinge flohen während des Krieges nach Palästina, während die Nazis sechs Millionen Juden in Europa vernichteten, ebenso wie Millionen von Slaven, Roma, Kommunisten und Antifaschisten verschiedenster Nationalitäten, Religionen und politischer Orientierungen.

Hier findest du Teil 2.

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