Wie KI den Klassenkampf anheizt

Seit nunmehr drei Jahren befindet sich die deutsche Wirtschaft in einer Rezession. Getrieben durch verschiedene Prozesse wie etwa dem Wegfall von günstigen Energierohstoffen aus Russland erodiert die Grundlage der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt und der internationale Konkurrenzdruck wird stärker.

Im Zuge dessen haben führende Konzerne in Deutschland im Juli die Initiative „Made for Germany“ ins Leben gerufen. Ziel soll es sein, mit massiven Investitionen – die Rede ist von 631 Milliarden Euro – der deutschen Wirtschaft wieder auf die Sprünge zu helfen. Dass mit diesem Geld in erheblichem Ausmaß die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) ausgeweitet werden soll, ist sehr wahrscheinlich.

Das stellt vor allem eins dar: einen Angriff auf die Arbeiterklasse. Die Investitionen in KI werden nämlich nicht dafür genutzt werden, die Produktion maßgeblich auszuweiten, sondern um durch eine Steigerung der Produktivität die Ausbeutung zu intensivieren und so Lohnkosten zu sparen. Davon sind insbesondere Jobs betroffen, die vor wenigen Jahren noch als sicher galten und mitunter auch einen recht guten Lebensstandard garantieren konnten. Konkret sind es sogenannte Wissensarbeiter in Marketing, Software-Entwicklung, Design etc., die nun zunehmend einem immensen Druck ausgesetzt sind. KI ist zwar derzeit nicht in der Lage, den menschlichen Faktor in solchen Branchen vollständig überflüssig zu machen, allerdings kann sie ihn deutlich minimieren.

Die Folge davon ist Stellenabbau. Laut einer Umfrage des ifo-Instituts rechnen 27,1% der Unternehmen damit, dass sie in den kommenden Jahren aufgrund von KI Jobs abbauen werden. Lediglich 5,2% geben an, neue Stellen schaffen zu wollen. Diese Entwicklung macht sich aber nicht nur darin bemerkbar, dass Arbeiter entlassen werden, sondern dass auch bei den Neueinstellungen gekürzt wird. Laut der Ökonomin Virginia Sondergeld sank etwa die Zahl der Stellenausschreibungen in der Software-Entwicklung seit 2020 um rund 37%. Bei Einstiegsjobs beträgt der Rückgang sogar 54%. Das bedeutet, dass der Konkurrenzkampf unter den Arbeitern zunehmen wird, was wiederum die Löhne drückt. Wo die Aufgabe der Arbeiter perspektivisch sein wird, in erster Linie die Arbeit der KI anzuleiten und zu überwachen, braucht es schlicht weniger Personal.

Aber welche Konsequenzen bringt das mit sich? Indem die Kaufkraft der Arbeiterklasse sinkt, wird die Wirtschaftskrise noch weiter angeheizt. Aber nicht nur das: Durch die Proletarisierung der vormals als „Mittelschicht“ geltenden Wissensarbeiter werden Teile der Arbeiterklasse in den Klassenkampf gezogen, die diesem in früheren Zeiten tendenziell ferngeblieben sind. Das hat man beispielsweise bereits 2023 beim Streik der Drehbuchautoren und Schauspieler in Hollywood gesehen, die sich explizit gegen den Einsatz von KI gewandt haben. Im Juli dieses Jahres streikten außerdem die Beschäftigten von TikTok in Berlin, da sie durch die Anwendung von KI ersetzt werden sollten.

Das alles wirft eine enorm wichtige Frage auf: Wenn mit KI eine Technologie eingeführt wird, die es ermöglicht, mit weniger menschlicher Arbeit genauso die gesellschaftlichen Bedürfnisse zu befriedigen, wieso stellt es eine Gefahr für den Lebensstandard so vieler Menschen dar? Die Antwort ist simpel. Im Kapitalismus zählen nicht die Bedürfnisse der Menschen, sondern die Profitinteressen der Kapitalisten.

Die Haltung von Kommunisten zu KI sollte nicht sein, dass wir sie ablehnen und ähnlich wie die Maschinenstürmer zu Beginn der Industrialisierung das Rad der Zeit zurückdrehen wollen. Vielmehr offenbart sich mit dieser Technologie ein gigantisches Potenzial. Um dieses vollkommen auszuschöpfen und zum Wohle der Gesellschaft einsetzen zu können, ist es allerdings notwendig, an die Stelle des jetzigen Systems eine demokratische Planwirtschaft zu setzen, in der nicht der Profit einiger weniger, sondern die Bedürfnisse der breiten Masse im Zentrum stehen.

SCHLIESS DICH DEN KOMMUNISTEN AN!

Nach oben scrollen