Sollten Kommunisten die DDR verteidigen?

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hegten große Teile der Arbeiterklasse auch im Osten Deutschlands den Wunsch nach einem sozialistischen Neuanfang. Schon 1945 begannen sie, die alten Industriellen und Naziunterstützer zu verjagen und auf eigene Faust die Kontrolle über die Produktion in vielen Betrieben zu übernehmen.

Die Arbeiterbewegung stieg in ganz Deutschland wie der Phönix aus der Asche. In der Sowjetischen Besatzungszone zählten SPD und KPD viele hunderttausend Mitglieder. Die Vereinigung beider Parteien zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) war vor allem möglich, weil es ein großes Begehren nach Einheit innerhalb der Arbeiterbewegung gab. Doch die Hoffnung der Arbeiter wurde schnell enttäuscht. Ziel der Vereinigung war nicht Stärkung, sondern Kontrolle über die Arbeiterbewegung.

Repression und Startschwierigkeiten

Die ohnehin schon eingeschränkte Arbeiterkontrolle wurde 1948 offiziell abgeschafft und in der SED begannen früh breite Säuberungen gegen Andersdenkende, Kommunisten wie Sozialdemokraten. Statt in Deutschland einen Arbeiterstaat zu schaffen, strebte Stalin, in Abstimmung mit dem Westen, ein neutrales, geeintes Deutschland auf kapitalistischer Grundlage an. Doch dieser Ausverkauf der ostdeutschen Arbeiterklasse scheiterte an der Ablehnung des Westens, als 1949 die Bundesrepublik gegründet wurde. Die Sowjetbürokratie war gezwungen, nachzuziehen und gründeten die DDR im selben Jahr.

Der neue Staat wurde am Beispiel des stalinistischen Modells der Sowjetunion (SU) geschaffen, wo alle Macht in den Händen einer aufgeblähten Bürokratie lag.

Trotzdem legten die Stalinisten dem Wiederaufbau der DDR sowie den anderen Ostblockländern zunächst große Steine in den Weg. Sie demontierten viele relevante Industrieanlagen und die DDR musste erdrückende Reparationszahlungen an die UdSSR leisten. Erst nach Stalins Tod und mehreren Volksaufständen erkannte die sowjetische Bürokratie, dass politische Stabilität nur durch einen steigenden Lebensstandard möglich war.

Mein Freund der Plan“

Die SU begann die Ostblockstaaten durch den Verkauf von Ressourcen weit unter dem Marktpreis zu unterstützen. In den 50er und 60er Jahren konnte die DDR Wachstumsraten von 5 bis 7% verzeichnen. Sie wuchs damit schneller als die BRD und auch die Lücke in der Arbeitsproduktivität und des BIP pro Kopf konnte zumindest in kleinen Schritten reduziert werden.

Die Planwirtschaft ermöglichte enorme soziale Errungenschaften. Statt nur auf Profit zu beharren, wurden die Gewinne zugunsten des Lebensstandards der Bevölkerung verteilt. Sie profitierte von der Einführung eines einheitlichen Sozialsystems und kostenloser Gesundheitsversorgung. Lebensmittelpreise und Wohnungsbau wurden extrem subventioniert. Ein Kilo Kartoffeln für eine halbe Mark, ein Kilo Zucker für eine Ganze, oder eine Zweizimmerwohnung für 40 Mark waren bei einem durchschnittlichen Monatsgehalt von 1000 Mark sehr günstig. Bettler und Arbeitslose gab es nicht. Auch die Eingliederung der Frau ins öffentliche Leben war dem Westen meilenweit voraus, wo 1989 nur 51% der Frauen einem Beruf nachgegangen sind. Im Osten waren es 92%.

Bürokratie behindert Entwicklung

Über die Zeit wurde die Bürokratie zu einer immer größeren Bremse für die Entwicklung der DDR. Sie war nicht für die Planwirtschaft, weil sie den Sozialismus aufbauen wollte, sondern weil ihre Herrschaft und ihre Privilegien auf ihr fußten.

Um Planziele zu erfüllen, produzierten Betriebsdirektoren oft qualitativ minderwertige Waren oder produzierten mit Absicht weniger, um die Planziele niedrig zu halten. Stockende Lieferketten und Drosselung des Wirtschaftswachstums waren die Folge.

Die Bürokratien der einzelnen Ostblockstaaten versuchten, ihre Macht gegenüber den anderen auszubauen, indem sie versuchten, ganze Wirtschaftszweige allein auf die Beine zu stellen, statt die verschiedenen Produktionsprozesse rational untereinander aufzuteilen.

Für die kleine DDR war das eine kaum zu stemmende Aufgabe. Wo ihre Produktion nicht ausreichte, war sie zunehmend gezwungen, Waren aus dem Westen zu importieren. Doch wegen steigender Marktpreise war das irgendwann zu teuer. Ende der 80er stand sie kurz vor der Zahlungsunfähigkeit und weil das Geld fehlte, waren wichtige Industrien und die Infrastruktur in einem maroden Zustand.

Gegen den ökonomischen und politischen Stillstand brach 1989 eine Massenbewegung aus. Der Westen nutzte den Unmut und konnte mangels einer sozialistischen Opposition den Kapitalismus in der DDR wieder einführen und sie sich einverleiben.

Wie stehen Kommunisten zur DDR?

Schuld am Scheitern der DDR war nicht die Planwirtschaft, sondern ihre bürokratische Deformierung. Wäre im Ostblock tatsächlich alle Macht von den Werktätigen ausgegangen, wäre die Geschichte anders ausgegangen. Korrupte Betriebsdirektoren wären abgewählt worden. Da die Arbeiterklasse kein Interesse an zwischennationalen Rivalitäten hat, hätte die Wirtschaft des Ostblocks harmonisiert und die Abhängigkeit vom Westen enorm reduziert werden können.

Dennoch sollten wir uns vor dem historischen Erbe der DDR nicht verstecken oder uns dafür schämen. Die Errungenschaften der Planwirtschaft wurden nicht wegen, sondern trotz der Diktatur der Bürokratie ermöglicht. Wir verteidigen sie, indem wir sagen: Nur wenn die Arbeiterklasse an der Macht ist, können solche Errungenschaften erhalten und ausgebaut werden. Dafür kämpfen wir heute.

SCHLIESS DICH DEN KOMMUNISTEN AN!

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