Kneecap unter Beschuss: Zensur im Takt der Kriegspropaganda

Während das Coachella-Festival Jahr für Jahr der Schauplatz der Selbstinszenierung schlechthin ist, brachte eine Performance in diesem Jahr den glitzernden Vorhang zum Reißen. Das nordirische Rap-Trio Kneecap sendete während seines Konzerts eine klare Botschaft aus: Israel begeht einen Genozid in Gaza, und die westlichen Regierungen ermöglichen ihn. Das Publikum stimmte „Free Palestine!“-Parolen an und im Publikum ließen sich Kufiyas und Palästina-Fahnen erkennen.

Die Band, die auf gälischer Sprache über Rebellion gegen die britische Besatzungsmacht in Nordirland rappt, spricht sich seit Anbeginn ihrer Karriere offen gegen den Genozid in Palästina aus. Nun hat sie den Zorn der herrschenden Klasse auf sich gezogen, indem sie öffentlich deren Rolle und Interessen in diesem Völkermord entlarvt. Kneecap erinnert an die koloniale Geschichte Großbritanniens und drückt Solidarität mit denjenigen aus, die dem Imperialismus heutzutage zum Opfer fallen. Die Band ist den Herrschenden so unbequem, weil sie sich nicht scheut, deren Verlogenheit  an den Pranger zu stellen.

Nun ermittelt eine britische Anti-Terror-Einheit gegen Kneecap wegen mutmaßlichen Äußerungen bei einem Konzert. Basierend auf einem Video von fragwürdiger Qualität werden ihnen mögliche Sympathiebekundungen für Hezbollah und die Hamas vorgeworfen. 

Zeitgleich häufen sich Medienkampagnen, Konzertabsagen und Visa-Entzüge. Britische Parlamentsabgeordnete wie Kemi Badenoch (Conservative Party) fordern ein Verbot der Band. Aber auch hier in Deutschland wurde die Gruppe, nachdem „Die Welt“ sie ins Visier nahm, von den beiden bedeutenden Festivals Hurricane und Southside ausgeladen. Geplante Tourdaten in Hamburg, Berlin und Köln wurden ebenfalls von den Veranstaltern abgesagt. 

Doch wir sehen auch eine Welle der Solidarität mit der Band, ob in Europa oder Nordamerika. Fakt ist, die mediale Hetzjagd um Kneecap prallt an vielen Arbeitern und Jugendlichen vollständig ab. Der Versuch, die Aussagen der Band mit der Gewalt von Bomben und Raketen, welche tagtäglich nach Israel geliefert werden, gleichzusetzen, gleicht einem schlechten Witz.

In einem Interview im Nachrichtensender „GB News“ stellte unsere britische Genossin Fiona Lali fest: „Die ganze Diskussion dreht sich nur noch um Rhetorik und die Absage von Konzerten. Und ich denke, die normalen Leute sind davon angewidert. Denn die wahre Gewalt geht vom Parlament aus. Ich würde sagen, sie geht vom kapitalistischen System als Ganzes aus. Jeden Tag findet systemische Gewalt statt, im Nahen Osten und in Großbritannien.“

Auf die Nachfrage, ob sie die Regierung des Mordes beschuldigt, antwortete sie entschlossen: „Auf jeden Fall! Keir Starmer im Besonderen, David Lammy im Besonderen, für ihre Rolle in Palästina und ihre Rolle bei der Sparpolitik.“ Krieg und Krise hängen unmittelbar zusammen: Um ihre Profite zu sichern, rüsten die westlichen Kapitalisten auf, liefern Waffen und kürzen zuhause kräftig.

Spätestens nach der teils fiktionalisierten Biographie über die Geschichte Kneecaps, welche Anfang des Jahres in den deutschen Kinos lief, ist klar, dass die Band nur ein Ausdruck dessen ist, was sich bereits seit einiger Zeit unter der Oberfläche entwickelt: Wut gegen den Status quo.

Kneecap verkörpert das, was das kapitalistische System am meisten fürchtet: ein antiimperialistischer Widerstand, welcher sich nicht so einfach korrumpieren lässt. Hunderttausende folgen der Band auf Social Media, Konzerte sind innerhalb weniger Stunden ausverkauft

In einem Statement vom 25. April schrieb die Band auf X: „Der Grund, warum Kneecap angegriffen wird, ist einfach: Wir sagen die Wahrheit, und unser Publikum wächst. Diejenigen, die uns angreifen, wollen die Kritik an einem Massenschlachten zum Schweigen bringen. Sie benutzen falsche Anschuldigungen des Antisemitismus als Waffe, um abzulenken, zu verwirren und einen Völkermord zu decken.“ 

Weiter heißt es: „Es ist uns völlig egal, welche Religion jemand ausübt. Wir wissen, dass es eine große Anzahl jüdischer Menschen gibt, die über diesen Völkermord genauso empört sind wie wir. Was uns beschäftigt, ist, dass die Regierungen der Länder, in denen wir auftreten, einige der schrecklichsten Verbrechen unseres Lebens ermöglichen – und wir werden nicht schweigen. Die jungen Leute bei unseren Konzerten durchschauen die Lügen.“

Die aktuelle Hetze ist nicht nur ein Angriff auf eine unbequeme Band, sie ist ein Versuch der herrschenden Klasse, hörbaren Widerstand gegen die Symptome der kapitalistischen Weltordnung zu ersticken. Die Repression trifft Kneecap, aber gemeint sind wir alle!

SCHLIESS DICH DEN KOMMUNISTEN AN!

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