Zu Erkenntnis gelangt nur derjenige, der die Welt verändern will. Karl Marx erklärt in seiner zweiten These über Feuerbach:
„Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme – ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muss der Mensch die Wahrheit, i.e. die Wirklichkeit und Macht, Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit des Denkens – das von der Praxis isoliert ist – ist eine rein scholastische Frage.“
Wirkliche Erkenntnis ist abgesichert durch Jahrhunderte und Jahrtausende gesellschaftlicher Praxis. Dieses Wissen erlaubt es uns, mit dem James-Webb-Weltraumteleskop in die Unendlichkeit des Universums zu blicken sowie mit dem Teilchenbeschleuniger in die umgekehrte Unendlichkeit der Materie. Mit jedem technologischen Fortschritt entschlüsselt die Menschheit weitere Probleme und „Geheimnisse“.
Mit Erkenntnis schafft die Menschheit ihre Mittel, die Welt für sich nutzbar zu machen. Friedrich Engels sagt in seinem Buch „Anti-Dühring“:
„Nicht in der geträumten Unabhängigkeit von den Naturgesetzen liegt die Freiheit, sondern in der Erkenntnis dieser Gesetze, und in der damit gegebnen Möglichkeit, sie planmäßig zu bestimmten Zwecken wirken zu lassen. Es gilt dies mit Beziehung sowohl auf die Gesetze der äußern Natur, wie auf diejenigen, welche das körperliche und geistige Dasein des Menschen selbst regeln – zwei Klassen von Gesetzen, die wir höchstens in der Vorstellung, nicht aber in der Wirklichkeit voneinander trennen können. Freiheit des Willens heißt daher nichts andres als die Fähigkeit, mit Sachkenntnis entscheiden zu können. Je freier also das Urteil eines Menschen in Beziehung auf einen bestimmten Fragepunkt ist, mit desto größerer Notwendigkeit wird der Inhalt dieses Urteils bestimmt sein; während die auf Unkenntnis beruhende Unsicherheit, die zwischen vielen verschiednen und widersprechenden Entscheidungsmöglichkeiten scheinbar willkürlich wählt, eben dadurch ihre Unfreiheit beweist, ihr Beherrschtsein von dem Gegenstande, den sie grade beherrschen sollte. Freiheit besteht also in der auf Erkenntnis der Naturnotwendigkeiten gegründeten Herrschaft über uns selbst und über die äußere Natur; sie ist damit notwendig ein Produkt der geschichtlichen Entwicklung.“
Aber das gesellschaftliche Wissen steht nicht der gesamten Menschheit zur freien Verfügung. Es wird von einer reichen Minderheit kontrolliert. Diese besitzt die Unternehmen und Banken und nutzt das Wissen nur insoweit, wie es ihren Profitgier befriedigt. In der Klassengesellschaft ist Wissen Macht über Menschen. Macht über das Wissen hat, wer die Produktionsmittel besitzt.
Das hindert die Menschheit daran, ihr Wissen kollektiv für die Befriedigung der gesellschaftlichen Bedürfnisse zu nutzen. Die Ausgebeuteten und Unterdrückten sind davon ausgeschlossen, die Kultur umfassend zu entwickeln.
Ideen der Herrschenden
Dieses Kulturmonopol der Herrschenden hat einen Nachteil für die Wissenschaft. In dem Buch „Die deutsche Ideologie“ schreiben Marx und Engels:
„Die Teilung der Arbeit wird erst wirklich Teilung von dem Augenblicke an, wo eine Teilung der materiellen und geistigen Arbeit eintritt. Von diesem Augenblicke an kann sich das Bewußtsein wirklich einbilden, etwas Andres als das Bewußtsein der bestehenden Praxis zu sein, wirklich etwas vorzustellen, ohne etwas Wirkliches vorzustellen – von diesem Augenblicke an ist das Bewußtsein imstande, sich von der Welt zu emanzipieren und zur Bildung der ‚reinen‘ Theorie, Theologie, Philosophie, Moral etc. überzugehen.“
Diese Absonderung der Theorie von der Praxis und die Monopolisierung des Wissens bringen die reaktionärste Ideologie hervor: den Postmodernismus – der moderne Höhepunkt des philosophischen Subjektivismus und Idealismus. Diese Ideologie sagt, dass man nichts über die Welt wissen kann – allem voran nicht über die Gesellschaft.
Die herrschende Klasse hat kein Interesse daran, dass die Massen verstehen, wie die Gesellschaft funktioniert, sonst wäre der Kapitalismus längst überwunden. Deshalb bringen die Universitäten keine Erkenntnisse über die Gesellschaft hervor, sondern verschleiern die wirklichen Verhältnisse mit neuen Mythen.
Revolutionäre Ideen
Diese Schleier lassen sich mit den richtigen Ideen und Methoden lüften. Karl Marx formulierte mit der 11. These über Feuerbach einen Schlachtruf: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt drauf an, sie zu verändern.“
Hier beginnt die Geschichte des wissenschaftlichen Sozialismus, der größten philosophischen Revolution. Lenin schreib über den Marxismus:
„Die Lehre von Marx ist allmächtig, weil sie wahr ist. Sie ist in sich geschlossen und harmonisch, sie gibt den Menschen eine einheitliche Weltanschauung, die sich mit keinerlei Aberglauben, keinerlei Reaktion, keinerlei Verteidigung bürgerlicher Knechtung vereinbaren läßt. Sie ist die rechtmäßige Erbin des Besten, was die Menschheit im 19. Jahrhundert in Gestalt der deutschen Philosophie, der englischen Ökonomie und des französischen Sozialismus hervorgebracht hat.“
Der philosophische Kern des Marxismus – der Dialektische Materialismus – ist der bisherige Höhepunkt wissenschaftlichen Denkens. Es ist die fortschrittlichste Philosophie und das Werkzeug, mit dem die Kommunisten die Welt verändern können. Mit dieser Methode lassen sich alle Geheimnisse der Gesellschaft, ihre Bewegungsgesetze, entschlüsseln. Das gibt der revolutionären Partei und jedem Kommunisten die Möglichkeit, die „Gesetzmäßigkeit der Ereignisse [zu] erkennen und in dieser Gesetzmäßigkeit seinen Platz [zu] finden“, wie es Trotzki in „Mein Leben“ ausdrückte.
Ein bewusster Kommunist strebt danach, die Philosophie des Marxismus anwenden zu können, um nicht von all den unerwarteten Ereignissen und den plötzlichen Wendungen des Klassenkampfes desorientiert zu werden. Trotzki schreibt weiter:
„Später wurde das Gefühl der Überlegenheit des Ganzen über das Detail ein unzertrennliches Stück meines schriftstellerischen Schaffens und meiner politischen Betätigung. Der stumpfsinnige Empirismus, das Anbeten des mitunter nur eingebildeten oder falsch verstandenen Faktums waren mir verhaßt. Ich suchte für die Fakten Gesetze. Das führte natürlich manchmal zu voreiligen und unrichtigen Verallgemeinerungen, besonders in meiner Jugend, als mir die Verallgemeinerungen sowohl das Buchwissen wie die Lebenserfahrung fehlten. Aber auf allen Gebieten ohne Ausnahme konnte ich mich nur dann frei bewegen und handeln, wenn ich den Faden des Ganzen in der Hand hielt.“
Historische Notwendigkeit
Wer die Bewegungsgesetze der kapitalistischen Gesellschaft versteht, kann der Pflicht jedes Kommunisten nachkommen, der Arbeiterklasse dabei zu helfen, ihren historischen Auftrag zu erfüllen. Diesen Auftrag hat Engels im „Anti-Dühring“ so beschrieben:
„Mit der Besitzergreifung der Produktionsmittel durch die Gesellschaft ist die Warenproduktion beseitigt und damit die Herrschaft des Produkts über die Produzenten. Die Anarchie innerhalb der gesellschaftlichen Produktion wird ersetzt durch planmäßige bewußte Organisation. Der Kampf ums Einzeldasein hört auf. Damit erst scheidet der Mensch, in gewissem Sinn, endgültig aus dem Tierreich, tritt aus tierischen Daseinsbedingungen in wirklich menschliche. Der Umkreis der die Menschen umgebenden Lebensbedingungen, der die Menschen bis jetzt beherrschte, tritt jetzt unter die Herrschaft und Kontrolle der Menschen, die nun zum ersten Male bewußte, wirkliche Herren der Natur, weil und indem sie Herren ihrer eignen Vergesellschaftung werden. Die Gesetze ihres eignen gesellschaftlichen Tuns, die ihnen bisher als fremde, sie beherrschende Naturgesetze gegenüberstanden, werden dann von den Menschen mit voller Sachkenntnis angewandt und damit beherrscht. Die eigne Vergesellschaftung der Menschen, die ihnen bisher als von Natur und Geschichte oktroyiert gegenüberstand, wird jetzt ihre eigne freie Tat. Die objektiven, fremden Mächte, die bisher die Geschichte beherrschten, treten unter die Kontrolle der Menschen selbst. Erst von da an werden die Menschen ihre Geschichte mit vollem Bewußtsein selbst machen, erst von da an werden die von ihnen in Bewegung gesetzten gesellschaftlichen Ursachen vorwiegend und in stets steigendem Maße auch die von ihnen gewollten Wirkungen haben. Es ist der Sprung der Menschheit aus dem Reiche der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit.“
Das eigene Denken revolutionieren
Der Marxismus ist eine Wissenschaft und gibt auf alle Fragen der Gesellschaft und auch darüber hinaus Antworten. Das macht das Studium dieser Ideen zu einer Lebensaufgabe. Mit etwas muss man beginnen – am besten bei den Grundlagen. Trotzki gab jungen Marxisten einen Ratschlag:
„In der ideologischen Sphäre, genau wie in der ökonomischen, ist die Phase der primitiven Akkumulation die schwierigste und mühsamste. Und erst wenn man bestimmte Grundelemente des Wissens und vor allem Elemente der theoretischen Fertigkeit (Methode) genau beherrscht, sie sozusagen in Fleisch und Blut der eigenen geistigen Tätigkeit übergegangen sind, wird es leichter, mit der Literatur nicht nur in den vertrauten Gebieten, sondern auch in benachbarten und noch weiter entfernten Wissensgebieten Schritt zu halten, denn die Methode ist schließlich universell.“
Leg heute los. Greif zu einem der nachfolgenden Themen und studiere es gründlich. Gemeinsam eignen wir uns die Macht der marxistischen Ideen an, damit wir die sozialistische Weltrevolution noch in unserem Leben zum Erfolg führen!