Kommunisten schließen sich nicht im stillen Kämmerchen ein. Denn wer ein marxistisches Verständnis der Welt entwickeln will, muss die Theorie anwenden. Das bedeutet immer, in Auseinandersetzung mit der Arbeiterklasse und Jugend zu treten. Ob Infostände, Plakatieraktionen oder Diskussionsveranstaltungen – die dafür zur Verfügung stehenden Werkzeuge sind vielfältig und unterscheiden sich in Wirkung und Voraussetzung. Um bei der Außenarbeit eine korrekte Auswahl der Werkzeuge zu treffen, müssen wir in der Ortsgruppe zunächst drei Fragen diskutieren:
Wozu treten wir nach außen?
Jeder politische Kontakt mit der Arbeiterklasse und Jugend schärft unser Verständnis und ist ein Test unserer Perspektiven und Organisation. Doch dafür müssen wir mit einem bewussten Ziel an sie herantreten. Das Ziel darf nicht willkürlich oder aus Routine gesetzt werden. Es braucht eine politische Begründung, welche die Verbindung zum strategischen Zweck – dem Sturz des Kapitalismus – aufzeigt. Durch die Suche neuer Rekruten stärken wir unsere Möglichkeiten, im Klassenkampf zu intervenieren und für größere Teile der Arbeiterklasse ein relevanter Faktor zu werden. Durch das Verkaufen unserer Zeitung verbreiten wir unsere Ideen, bauen Bekanntschaft und ein Umfeld auf. Durch das Sammeln von Spenden können wir unseren Literaturbestand ausweiten oder Bildungsseminare finanzieren. Jedes Ziel muss schlussendlich auf eine Stärkung unserer politischen Wirkung im Klassenkampf abzielen.
Welche objektiven Möglichkeiten und Anforderungen ergeben sich aus dem Interventionsfeld?
Unsere Partei bauen wir nicht im luftleeren Raum auf. Ob Erster Mai, Universität oder Betrieb – jedes Feld, in dem wir mit einem bestimmten Ziel intervenieren, hat seine spezifischen Eigenheiten. Diese Eigenheiten zu erkennen, ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Intervention. Wenn wir vor einem Universitätsgebäude Stände abhalten, müssen wir wissen, wann dort besonders viel Betrieb ist. Veranstaltungen müssen in leicht erreichbaren Räumlichkeiten stattfinden und Parolen müssen auf den Bewusstseinsstand der zu adressierenden Schicht angepasst werden. Durch Ausprobieren und Auswertung in der Ortsgruppe können wir uns mit der Zeit ein Bild über unsere Interventionsumgebung verschaffen und damit die Erfolgsaussichten einer Intervention steigern.
Welche Fähigkeiten und Kräfte besitzen wir?
Unsere Möglichkeiten zur Intervention bauen wir durch die Erfahrung und Anzahl der Genossen unserer Ortsgruppe aus. Für einen eigenen Demoblock oder eine große Veranstaltungsreihe benötigen wir eine Vielzahl erfahrener Genossen. Eine neue Ortsgruppe sollte sich zunächst auf Methoden konzentrieren, die ihren Kräften entsprechen. Durch regelmäßige Arbeit, wie zum Beispiel wöchentliche Infostände an der Uni, steigen Erfahrung und Übung der Genossen. Um Überforderung zu vermeiden, sollten die Fähigkeiten der eigenen Ortsgruppe im Mittelpunkt unserer Ziel- und Aufbaudiskussionen stehen. Das losgelöste Ziel, von drei auf sieben Genossen in einem bestimmten Zeitraum zu wachsen, kann kaum Enthusiasmus auslösen. Doch die Aussicht, im nächsten Semester eine eigene Kampagne auf die Beine stellen zu können, wenn weitere vier Kommunisten rekrutiert und ausgebildet werden, schafft Inspiration in der Ortsgruppe.
Planvoll und kombiniert zum Erfolg
Flyern, Plakatieren, Infostände, Veranstaltungsreihen, Kundgebungen, Social-Media-Posts, Demo-Interventionen und Handverkäufe – der Einsatz dieser und weiterer Methoden erfordert ein unterschiedliches Ausmaß an Erfahrung, Vorbereitung und Ortsgruppengröße. Doch ihre volle Kraft entfalten diese Methoden, wenn sie in einer Kampagne miteinander kombiniert werden. Veranstaltungsreihen können beispielsweise vorab durch Plakate beworben werden oder bei Demo-Interventionen kann für eine eigene Kundgebung durch Flyer mobilisiert werden. Eine solche Kampagne erfordert die koordinierte Kraftanstrengung aller Genossen und sollte deshalb nur dann die regelmäßige Arbeit unterbrechen, wenn sich durch sie besondere Möglichkeiten ergeben. Genügend Zeit zur Planung, Abschätzung der Kräfte und Nutzung bestehender Erfahrungen anderer Ortsgruppen sind für den Erfolg entscheidend.
Bolschewismus statt Aktivismus
Unsere Außenarbeit müssen wir immer als Teil des Klassenkampfes verstehen. Wir treten nicht als Aktivisten mit einem besonderen Interesse an die Arbeiterklasse und Jugend heran. Wir wollen unserer Klasse die nötigen Einsichten und Kampfmethoden zur Verfügung stellen, die sie zur Durchsetzung ihrer gemeinsamen Interessen benötigt. Der Aufbau unserer Partei dient allein diesem Zweck. Wir müssen deshalb jedes Mal zunächst Klarheit in unserer Ortsgruppe schaffen, mit welchen Ideen und Forderungen wir nach außen treten, bevor wir uns der hier skizzierten Diskussion über die richtigen Methoden und Ziele widmen.