Der Lucas-Plan – Arbeiter planen die Produktion

Die herrschende Klasse will uns weismachen, dass das kapitalistische System mit seinem Wettbewerbsprinzip die treibende Kraft für Innovation sei. Elon Musk, Mark Zuckerberg und Jeff Bezos gelten als Genies, die sich allein durch ihren Erfindergeist gegen alle anderen durchgesetzt hätten. Doch woher stammt ihr Reichtum wirklich? Er ist das Ergebnis des Blutes und Schweißes der Arbeiterklasse, welche die gesamte Produktionskette von Entwicklung bis Vertrieb trägt.

Wir brauchen keine Kapitalisten. Mit einer demokratisch geplanten Wirtschaft kann Wissenschaft und Technologie koordiniert und weiterentwickelt werden, sodass sie die Bedürfnisse der Weltbevölkerung bedienen – nicht die Profitinteressen einiger weniger Parasiten. Dass die Arbeiterklasse dazu in der Lage ist, beweist der sogenannte Lucas-Plan.

Dabei handelt es sich um ein detailliert ausgearbeitetes Konzept für die Umstellung von militärischer Produktion auf klimafreundliche und gesellschaftlich sinnvolle Produkte. Dieses Konzept wurde in den 1970er Jahren von Arbeitern des britischen Rüstungsunternehmen „Lucas Aerospace“ erstellt. Die „Financial Times“ beschrieb ihn damals als einen „der radikalsten Alternativpläne, die Arbeiter jemals für ihr Unternehmen aufgestellt haben“.

Damals befand sich die britische Rüstungsindustrie in einer schweren Krise, weil die damalige Labour-Regierung die Rüstungsausgaben einschränken wollte. Aufgrund der sinkenden Aufträge und der damit einhergehenden sinkenden Profitrate veranlasste die Unternehmensführung eine massive Entlassungswelle. Innerhalb weniger Jahre wurde ein Drittel der Belegschaft aufs Pflaster gesetzt.

Arbeiterkomitee entwickelt 150 Produkte

Angesichts dieser Krise bildeten sich an den 13 Produktionsstandorten Betriebsräte. Diese wurden von den Arbeitern gewählt und konnten jederzeit mit einfacher Mehrheit wieder abgesetzt werden. Die Betriebsräte agierten unabhängig von Unternehmungsführung und auch von den Gewerkschaften. Zusammen bildeten sie ein Arbeiterkomitee für die gesamte Produktion, genannt „Lucas Combine“. Das Besondere daran war, dass die Betriebsräte sowohl Bandarbeiter als auch hochqualifizierte Konstrukteure und Designer zusammenbrachten, die zudem auch in unterschiedlichen Gewerkschaften organisiert waren.

Es ging um mehr als nur die Rettung der Jobs. Ziel von „Lucas Combine“ war es, mit der bestehenden Ausstattung, dem vorhandenen Wissen und der Kreativität der Arbeiter gesellschaftlich sinnvolle Produkte statt Waffen zu entwickeln. Über 150 derartige Produktideen in sechs Bänden, alle mit detaillierten technischen Produktionsplänen, wurden publiziert.

Der Plan beinhaltete Lösungen, um das Leben der Verletzlichsten der Gesellschaft leichter zu machen, z. B. Wärmetauschermodule, um billiges Heizen zu ermöglichen. Tragbare Dialysegeräte wurden entworfen und weitere lebensrettende medizinische Geräte. Die Ingenieure nutzten das Wissen über Aerodynamik von Flugzeugen, um Windräder und Solarzellen zu entwickeln, die saubere Energie produzieren. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt: Ein funktionierender Prototyp eines Schienenbusses, der zwischen Gleis und Straße wechseln kann, wurde entworfen. Ebenfalls erfanden sie ein Hybridfahrzeug, das einen Benzin-Motor benutzen konnte, um eine Batterie zu laden.

Gewerkschaften bleiben passiv

Doch der Lucas-Plan wurde nie umgesetzt. Die Gewerkschaften und die Labour-Regierung führten lediglich einen Defensivkampf für den Erhalt von Stellen. Dabei hätte eine landesweite Kampagne für Arbeiterkontrolle in den Betrieben großen Anklang finden können. Großbritannien steckte damals in der ersten tiefen Krise der Nachkriegszeit. Im „Winter of Discontent“ 1978/79 führte diese zu einer heftigen Streikwelle.

Vor diesem Hintergrund entschieden sich die Unternehmensbosse zur brutalen Machtdemonstration und lehnten den Plan des Arbeiterkomitees ohne jegliche Diskussion oder Verhandlung strikt ab. Aus kapitalistischer Sicht konnte und durfte nicht der Präzedenzfall geschaffen werden, dass Arbeiter über die Produktionsmittel bestimmen. So nahmen die Bosse von „Lucas Aerospace“ lieber die Übernahme durch eine US-amerikanische Firma in Kauf.

Der Lucas-Plan ist der konkrete Beweis für die Fähigkeit der Arbeiterklasse, unter demokratischer Selbstverwaltung sinnvolle Produkte zu entwickeln und damit eine bedürfnisorientierte Wirtschaft zum Wohle der Menschen zu planen. Alle drängenden Probleme unserer Welt könnten gelöst werden.

Insbesondere übertragen auf die heutige Klimakrise zeigt der Lucas-Plan sehr gut auf, dass die Umrüstung auf grüne Industrien nicht zu Massenarbeitslosigkeit führen muss. Bereits jetzt existieren Produktionspläne wie „Net Zero by 2050“, um die globale Wirtschaft unter geringen Kosten emissionsfrei zu gestalten. Was dem im Wege steht, sind die Interessen der Kapitalistenklasse – die im Besitz der Produktionsmittel ist und die gesamte Wirtschaft nach Profitlogik ausrichtet.

SCHLIESS DICH DEN KOMMUNISTEN AN!

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