Bolschewismus und der Kampf gegen Frauenunterdrückung

Die Oktoberrevolution 1917 in Russland war das bedeutendste Ereignis des 20. Jahrhundert. Zum ersten Mal konnten Marxisten ihr Programm und ihre Ideen gegen die Unterdrückung der Frau in die Praxis umsetzen. Sie begannen mit dem Aufbau einer Gesellschaft ohne Unterdrückung und Ungleichheit.

Noch im Oktober 1917 führten die Bolschewiki die rechtliche Gleichstellung von Frauen ein. Von den Gesetzen, die der Frau zuvor eine untergeordnete Stellung zugewiesen hatten, war in der jungen Sowjetrepublik kein Stein auf dem andern geblieben.

Arbeiterinnen und Arbeiter an der Macht

Die revolutionäre Sowjetregierung führte kostenlose Abtreibungen als Recht für alle Frauen ein. Kirche und Staat wurden getrennt und so die Eheschließung und die Registrierung von Kindern der kirchlichen Kontrolle entzogen. Die Ehekonnte nun durch ein einfaches, auf gegenseitigem Einverständnis beruhendes Registrierungsverfahren geschlossen werden. Jeder Partner konnte den Namen des anderen annehmen oder seinen eigenen behalten. Die Ehe musste nicht eingetragen werden, und die Scheidung konnte auf Wunsch einer Person, auch ohne die Zustimmung des Partners, vollzogen werden.

Alle Kinder wurden gleichbehandelt, unabhängig davon, ob sie in oder außerhalb der Ehe geboren wurden. Es wurde ein bezahlter Mutterschaftsurlaub vor und nach der Geburt eingeführt, und die Nachtarbeit für Schwangere und Stillende wurde verboten. Darüber hinaus wurden spezielle Entbindungsstationen eingerichtet.

Das war äußerst fortschrittlich. In keinem kapitalistischen Land waren Frauen den Männern rechtlich gleichgestellt. Selbst heute, mehr als 100 Jahre nach der Russischen Revolution, können viele Frauen in den sogenannten demokratischen Ländern von solchen Gesetzen nur träumen. Aber, wie Lenin immer wieder betonte, Gesetze allein reichen nicht. Für einen Fortschritt in den Beziehungen zwischen den Geschlechtern müssen auch die materiellen Voraussetzungen geschaffen werden. In einer Rede vor Arbeiterinnen in Moskau im Herbst 1919 erklärte Lenin:

„Solange die Frau von der Hauswirtschaft völlig in Anspruch genommen ist, bleibt ihre Lage immer noch beengt. Zur vollständigen Befreiung der Frau und zu ihrer wirklichen Gleichstellung mit dem Mann bedarf es gesellschaftlicher Einrichtungen, bedarf es der Teilnahme der Frau an der allgemeinen produktiven Arbeit. Dann wird die Frau die gleiche Stellung einnehmen wie der Mann.“

„Wir bereiten uns jetzt ernstlich darauf vor, den Boden für den sozialistischen Aufbau herzurichten, der eigentliche Aufbau der sozialistischen Gesellschaft aber wird erst dann beginnen, wenn wir die vollständige Gleichstellung der Frau durchgesetzt haben und gemeinsam mit der von dieser abstumpfenden, unproduktiven Kleinarbeit befreiten Frau an die neue Arbeit gehen werden.“ (Lenin: Über die Aufgaben der proletarischen Frauenbewegung)

Deswegen begann die revolutionäre Sowjetregierung damit, die Hausarbeit zu vergesellschaften. Alle Aufgaben, die vorher einzelnen Haushalten aufgebürdet wurde und vor allem auf den Schultern der Frauen lasteten, sollten zu gesellschaftlichen Aufgaben werden. Es sollten Kinderkrippen, Kindergärten, öffentliche Kantinen und öffentliche Wäschereien eingerichtet werden. Damit wäre auch die materielle Grundlage für eine Veränderung der Familie gelegt worden. Die Familie wäre nicht mehr eine wirtschaftliche Einheit, in welcher der Vater als finanzieller Versorger bessergestellt ist. Männer und Frauen würden Beziehungen eingehen, weil sie es wollen und nicht, weil sie es aufgrund äußeren Drucks müssen.

Die rechtliche Gleichstellung galt in Russland nicht nur für Frauen, sondern für unterdrückte Gruppen im Allgemeinen. Im Zarenreich war Homosexualität verboten und wer nicht in die patriarchalen Normen von Geschlecht und Sexualität passte, musste damit rechnen, in ein Arbeitslager verbannt zu werden. Bereits 1918 erließ die Sowjetregierung ein Dekret, das die Anwendung der vorrevolutionären zaristischen Gesetze einstellte. Mit dem neuen Strafgesetzbuch von 1922 wurde Homosexualität entkriminalisiert.

Russland vor 1917

Vor der Revolution waren Bauern die Mehrheit der Bevölkerung im zaristischen Russland, die schon seit Jahrhunderten in ländlicher Rückständigkeit lebten. Das zaristische Recht erniedrigte Frauen zu Sklaven. Sie wurden als Eigentum von Männern angesehen, die per Gesetz das Recht hatten, ihre Frauen zu schlagen.

Aber wie im Rest der Welt veränderte die Industrialisierung die Beziehungen innerhalb der Kernfamilie radikal. Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise wurden die Frauen aus der Isolation der Haussklaverei herausgerissen und in die Fabriken gezogen. Dadurch entwickelten sie ein politisches Bewusstsein. Sie erkannten ihre Interessen und begannen sie zu verteidigen. Sie wurden sich der Tatsache bewusst, dass sie weniger Rechte hatten als Männer und für ihre Rechte kämpfen konnten. Deswegen bezeichnete Lenin die Beteiligung von Frauen an der gesellschaftlichen Produktion als fortschrittlich. Auch wenn die Arbeiterinnen schon im sehr jungen Alter bis zu achtzehn Stunden täglich in der Fabrik arbeiteten, waren diese Bedingungen ein Fortschritt gegenüber dem Leben unter vorkapitalistischen Verhältnissen.

Anfänge der Frauenbewegung

Ab 1878 erhielten russische Frauen der Oberschicht erstmals Zutritt zu Hochschulen, wo sie radikale und revolutionäre Ideen kennenlernten. Viele junge Frauen begannen sich in ausschließlich weiblichen Studiengruppen zu organisieren, einige sogar in sozialdemokratischen Zirkeln. Diese Frauen organisierten auch Studienzirkel, die sich in der Regel an Fabrikarbeiterinnen richteten. Eine wichtige Tätigkeit dieser Zirkel bestand darin, neuen Mitgliedern anhand illegaler Literatur Lesen und Schreiben beizubringen. Die Zirkel stützten sich vor allem auf das Studium der Politik und Solidarität unter arbeitenden Frauen.

So entstand ein neuer Typus von revolutionären Arbeiterinnen. Sie begnügten sich nicht mehr damit, nur passive Beobachterinnen der Aktivitäten der radikalen Intellektuellen zu sein. Sie organisierten „Sonntagsschulen“, die von den Behörden als Bibelstudien genehmigt wurden. Diese Sonntagsschulen wurden aber häufig dazu genutzt, marxistische Ideen zu verbreiten.

Als sich 1895 viele der sozialdemokratischen Zirkel zum Vorläufer der Sozialdemokratischen Partei Russlands, dem Petersburger Kampfbund zur Befreiung der Arbeiterklasse, zusammenschlossen, gab es so schon einige revolutionäre Vorreiterinnen. Mitbegründerinnen des Bundes waren neben Lenin auch Nadeschda Krupskaja, Apollinaria Yakubova und andere spätere Bolschewistinnen.

Die revolutionäre Arbeit richtete sich nun mehr und mehr auf die Arbeitermassen aus, die ab Mitte der 1890er Jahre zunehmend mit Streiks für ihre Interessen kämpften, wie etwa die Textilarbeiterinnen.

Das erste Programm der Frauenbefreiung

Die Gewerkschaften in Russland hatten zunächst eine reaktionäre Position gegenüber Frauen. Sie waren gegen ihre Aufnahme, da sie Frauen für rückständig und konservativ hielten. Damit waren sie nicht allein. In der Anfangsphase der Arbeiterbewegung war diese Meinung in allen Ländern vorherrschend. Doch allmählich erkannten die fortschrittlichsten Arbeiter die Notwendigkeit, die Spaltung der Arbeiterklasse nach Geschlechtern zu überwinden.

Lenin hatte hierzu eine klare Position: Die Revolution wird nur dann erfolgreich sein, wenn die gesamte Arbeiterklasse diese Aufgabe übernimmt. Deswegen mussten auch Frauen von der sozialistischen Revolution überzeugt werden.

1889 verfasste Krupskaja mit Lenins Unterstützung den ersten sozialistischen Text über die Unterdrückung russischer Frauen, das Pamphlet „Zhenshchina-Rabotnitsa“ (Die Arbeiterin). Darin beschrieb sie die Lebensbedingungen der arbeitenden Frauen in Russland und betonte, dass sie ein doppeltes Interesse an der Revolution haben – als Arbeiterin und als Frau. Das Pamphlet forderte die russische Sozialdemokratie erstmals dazu auf, die Arbeiterinnen als eigenständige Gruppe in der Arbeiterklasse anzuerkennen und unter ihnen spezielle Forderungen voranzubringen. Sie forderte die Genossen dazu auf, den Arbeiterinnen zu helfen, sich zu organisieren und in ihnen das Klassenbewusstsein zu wecken.

Auf dem Kongress der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands von 1903 wurde das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht für Männer und Frauen ab dem zwanzigsten Lebensjahr im Programm bestätigt. Das Programm wurde zusätzlich um folgende Punkte erweitert: finanzielle Entlastung durch staatliche Unterstützung bei Lebensmitteln, Kleidung und Schulmaterial für bedürftige Kinder bis zum sechzehnten Lebensjahr, kostenlose Schulpflicht für beide Geschlechter, Verbot von Frauenarbeit in gesundheitsschädlichen Branchen und Ernennung von Inspektorinnen zur Durchsetzung des bestehenden gesetzlichen Schutzes.

Feminismus vs. Bolschewismus

In der kleinbürgerlichen Frauenbewegung engagierten sich hauptsächlich Intellektuelle der besser gestellten Schichten Russlands. Obwohl auch viele Bolschewistinnen anfangs nicht aus der Arbeiterklasse kamen, gab es entscheidende Unterschiede zwischen den Feministinnen und den Bolschewistinnen.

Wie auch heute noch, wurden schon die Bolschewiki von den kleinbürgerlichen Feministinnen angegriffen, weil sie sich angeblich nicht um die Frauenfrage kümmerten. Die kleinbürgerliche Frauenbewegung in Russland blieb außerhalb der Arbeiterbewegung und befasste sich zunächst vor allem mit dem Recht der Frauen auf Bildung. Unter den damaligen Bedingungen in Russland wandte sie sich damit nur an einen sehr kleinen Teil der russischen Frauen.

Um 1900 schien es möglich zu sein, eine bürgerliche Demokratie in Russland zu errichten, weshalb die kleinbürgerliche Frauenbewegung damit begann, sich politisch zu organisieren. Wie in anderen Ländern setzten sie sich für das Frauenwahlrecht ein.

Die Bolschewiki kämpften auch für demokratische Forderungen, die alle Frauen unabhängig von ihrer Klasse betrafen, wie etwa das Recht auf Scheidung. Sie lehnten es jedoch ab, diese Forderungen für sich allein stehen zu lassen. Für sie war klar, dass die Befreiung der Frauen nur durch den Sozialismus erreicht werden konnte. Lenin erläuterte die Beziehung zwischen dem Kampf für demokratische Forderungen und dem Sozialismus wie folgt:

„Dieser Einwand zeigt, daß die Beziehung zwischen der Demokratie überhaupt und dem Kapitalismus nicht im geringsten begriffen worden ist. Im Kapitalismus herrschen – nicht als Einzelfälle, sondern als typische Erscheinungen – solche Verhältnisse, die es den unterdrückten Klassen unmöglich machen, ihre demokratischen Rechte zu ‚realisieren‘. Das Recht der Ehescheidung wird im Kapitalismus in der Mehrzahl der Fälle nicht realisierbar sein, denn das unterdrückte Geschlecht ist ökonomisch geknechtet, denn die Frau bleibt im Kapitalismus, wie die Demokratie auch geartet sein mag, die ‚Haussklavin‘, die in Schlafzimmer, Kinderstube und Küche eingesperrte Sklavin. (….)“

„Nur Leute, die völlig unfähig sind zu denken oder denen der Marxismus völlig unbekannt ist, folgern daraus: Also ist die Republik nichts wert, die Freiheit der Ehescheidung nichts wert, die Demokratie nichts wert, die Selbstbestimmung der Nationen nichts wert! Die Marxisten aber wissen, daß die Demokratie die Klassenunterdrückung nicht beseitigt, sondern lediglich den Klassenkampf reiner, breiter, offener, schärfer gestaltet, und das ist es, was wir brauchen. Je vollständiger die Freiheit der Ehescheidung, um so klarer ist es der Frau, daß die Quelle ihrer ‚Haussklaverei‘ der Kapitalismus ist und nicht die Rechtlosigkeit. Je demokratischer die Staatsordnung, um so klarer ist es den Arbeitern, daß die Wurzel des Übels der Kapitalismus ist und nicht die Rechtlosigkeit. Je vollständiger die nationale Gleichberechtigung (sie ist nicht vollständig ohne die Freiheit der Lostrennung), um so klarer ist den Arbeitern der unterdrückten Nationen, daß das Grundübel der Kapitalismus ist und nicht die Rechtlosigkeit. Und so weiter.“ (Lenin: Über eine Karikatur auf den Marxismus)

Die Bolschewiki sahen das Endziel des Kampfes um die Befreiung der Frauen nicht in Konkurrenz mit den Interessen der Männer. Für sie war klar, dass der Kampf der arbeitenden Frauen gemeinsam mit den Männern ihrer Klasse gegen die herrschende Klasse und ihre Gesellschaft geführt werden muss.

Die Arbeit der Bolschewiki unter Frauen

Kommunisten haben sich schon von Anfang an mit der Frauenbefreiung beschäftig, insbesondere in Deutschland. Schon Marx und Engels haben sich in vielen Schriften mit der Frauenbefreiung auseinandergesetzt. Auch August Bebel, der Mitbegründer der SPD, hat mit seinem Werk „Die Frau und der Sozialismus“ einen Beitrag geleistet.

Insbesondere Clara Zetkin hat einen bedeutenden Beitrag zum Kampf um die Frauenbefreiung geleistet. Sie hat sich vehement für ein Frauenprogramm innerhalb der SPD und in der zweiten und dritten Internationale eingesetzt. Zetkin war bis 1917 Chefredakteurin der sozialdemokratischen Frauenzeitung „Die Gleichheit“. Diese Zeitung wurde aber nicht für die systematische Arbeit unter den Arbeiterinnen und den Aufbau von Kampfzellen in den Betrieben genutzt. In der SPD wurden Frauen auch in eine eigene „Frauenorganisation“ gewissermaßen abgeschoben. Das versuchte der Parteivorstand auch mit Rosa Luxemburg, die ihm zu revolutionär war. Rosa wehrte sich aber erfolgreich dagegen als Frau nur für die „Frauenthemen“ zuständig zu sein. Selbst der Spartakusbund organisierte nach seiner Gründung im Ersten Weltkrieg keine systematische revolutionäre Arbeit unter Frauen.

Lenin hingegen hat eine Kaderpartei von geschulten Marxisten aufgebaut, die ihre Zeitung als Werkzeug zum Aufbau der Partei benutzt haben, was entscheidend für den Erfolg der Revolution war. Von Anfang an wurden auch die Frauen von den Bolschewiki dazu ermutigt, sich zu organisieren und sich dem Kampf der männlichen Arbeiter anzuschließen. Sie betonten, dass sie den separaten Organisationen der bürgerlichen Frauenbewegung den Rücken kehren müssen. Frauen sollten stattdessen Teil der Arbeiterorganisationen sein.

Es gab großes Potenzial unter den Arbeiterinnen. Deshalb wurde 1914 für die systematische Arbeit eine Frauenzeitung namens „Rabotniza“ (Arbeiterin) herausgegeben. Die erste Ausgabe dieser Zeitung erschien am Internationalen Frauenkampftag, wurde aber auch bald darauf wieder verboten.

Mit Ausbruch des ersten Weltkriegs im Jahr 1914 wurden viele Arbeiter an der Front verheizt, ihren Platz in den Fabriken nahmen Frauen und Jugendliche ein. Insbesondere in der Textilindustrie bildeten Frauen in vielen Fabriken die Mehrheit unter den Arbeitern. Auch in der Metallindustrie stieg die Anzahl der weiblichen Arbeiter deutlich an.

Frauen waren in einer äußerst prekären Lage. Während die Männer an der Front starben, trauerten die Frauen und Kinder zuhause um ihre Söhne, Brüder und Väter. Zusätzlich litten sie unter Hunger. Viele Frauen lebten allein, kümmerten sich um ihre Kinder und den Haushalt, gingen gleichzeitig einer harten Arbeit in der Fabrik nach, standen stundenlang in Brotschlangen. Ihre Wut war gewaltig.

So war es auch kein Wunder, dass die Frauen eine maßgebliche Rolle in der Revolution von 1917 spielten. Die Russische Revolution begann am Internationalen Frauentag, dem 23. Februar (nach dem julianischen Kalender der 8. März). Selbst die fortschrittlichsten Schichten der organisierten Arbeiterklasse, einschließlich der Bolschewiki, hatten in diesem Moment noch nicht ganz begriffen, wie reif die Situation für eine Revolution war.

In der M. Aivaz-Fabrik schlugen die Arbeiterinnen vor, den Frauenkampftag als Tag der Gleichberechtigung der Frauen zu begehen. Sie wiesen darauf hin, dass Frauen nicht nur in der Fabrik arbeiten, sondern sich auch zu Hause um ihre Kinder kümmern müssen und baten die männlichen Arbeiter, ihre Forderungen zu unterstützen. Eine Betriebsversammlung beschloss, in den Streik zu treten, und schickte Arbeiterdelegationen in andere Fabriken. Immer mehr Fabriken schlossen sich dem Streik und den Demonstrationen an.

Daraus entstanden Massenstreiks, die in einen Generalstreik mündeten, der die Februarrevolution entzündete. Später übernahm die Arbeiterklasse mit den Bolschewiki an der Spitze, die Macht in der Oktoberrevolution, weil die Februarrevolution ihre Probleme nicht lösen konnte.

In den Monaten dazwischen erschien die „Rabotniza“ erneut und wurde zu einem wichtigen Werkzeug für die Arbeit der Bolschewiki. In der Redaktion des Blattes saßen führende Bolschewistinnen wie Nadeschda Krupskaja, Innessa Armand, Alexandra Kollontai, Konkordiya Samoilova und andere Petersburger Arbeiterinnen. Diese Frauen widmeten sich voll und ganz der revolutionären Sache, sie organisierten Versammlungen und konzentrierten die Arbeit allgemein auf die Entwicklung der Revolution. Jede Fabrik hatte ihre eigenen Vertreterinnen in der Redaktion und es gab wöchentliche Treffen, an denen alle teilnahmen und die Berichte aus den verschiedenen Bereichen besprachen. Die Zeitung wurde auch als Instrument genutzt, um in den gewerkschaftlichen und politischen Strukturen, die dem Bewusstsein der Massen noch hinterherhinkten, ein besseres Verständnis für die Rolle der Arbeiterinnen zu schaffen.

Stalinistische Degeneration

Trotz der vielen fortschrittlichen Rechte für Frauen konnte die Sowjetrepublik nicht das volle Potenzial nutzen. Die Rückständigkeit des Landes und die Isolation der Revolution wurden zum Hindernis. Für Lenin war klar, dass die junge Sowjetrepublik auf erfolgreiche Revolutionen in den weiterentwickelten kapitalistischen Ländern angewiesen war, insbesondere in Deutschland. Die russische Arbeiterklasse war der Funke, der einen revolutionären Weltbrand entzündete. Lenin war aber der Einzige, der damals erkannte, dass es für eine siegreiche Revolution eine Kaderpartei brauchte, die sich systematisch mit den Arbeitermassen verbunden hatte. Dieser Faktor fehlte in den anderen Ländern, weswegen die sozialistischen Revolutionen dort in einer Niederlage endeten.

Die junge Sowjetunion blieb isoliert und eingekreist von Imperialismus. Sie war aber bei weitem nicht industriell entwickelt genug, um die Bedürfnisse der Menschen zu versorgen. Das wiederum führte dazu, dass sich eine Bürokratie unter der Führung von Stalin herauskristallisierte, die sich über die Gesellschaft erhob. Der junge Arbeitersaat degenerierte politisch.

Diese politische Konterrevolution fand ihren deutlichen Ausdruck in der Stellung der Frau. Sie führte zu Rückschritten oder der Zurücknahme vieler Errungenschaften der Revolution. Zum Beispiel wurden Ehescheidungen wieder schwieriger, Abtreibungen wurden wieder verboten und die Kindertagesstätten waren nur noch so lange offen wie die Frauen arbeiteten. Homosexualität wurde wieder verboten. Trotz dieser Einschnitte waren die Frauenrechte in der Sowjetunion wesentlich fortschrittlicher als die der kapitalistischen Länder. Frauen konnten studieren, was sie wollten und arbeiten gehen, ohne nach der Erlaubnis des Ehemanns zu fragen. Allerdings lastete die Hausarbeit in der stalinistischen Sowjetunion wieder fast vollständig auf Frauenschultern.

Lenin studieren!

Frauen sind heute in Deutschland dem Gesetz nach gleichgestellt. In der Realität ist es aber eine Frage des eigenen Geldbeutels, ob Frauen tatsächlich vom Mann befreit sind. Natürlich hat z. B. jede Frau das Recht, sich scheiden zu lassen. Ob man sich das leisten kann, ist aber eine andere Frage. Deswegen ist auch heute die Frauenbefreiung klar eine Klassenfrage. Aus diesem Grund ist auch der Kampf um die Frauenbefreiung nicht losgelöst vom Kampf der gesamten Arbeiterklasse.

Um auch heute als Kommunisten erfolgreich gegen die Frauenunterdrückung zu kämpfen, studieren wir die Lehren der Russischen Revolution und die Ideen des Revolutionärs, der diese erst möglich gemacht hat. Die Ideen Lenins sind auch 100 Jahre nach seinem Tod relevant für unseren Kampf gegen den Kapitalismus und für die Befreiung der Frau.

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