Alltag in der Kinderpsychiatrie

Ich arbeite jetzt seit mehr als sieben Monaten in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie, die von Helios betrieben wird. Auf unserer Station gab es während meiner Zeit vier Pfleger, die auf Grund von Dauerkrankschreibungen und Kündigungen ausgefallen sind. Davon wurde lediglich eine Stelle bis jetzt nachbesetzt, der Mangel bedeutet: Der Rest des Teams sammelt Überstunden, muss permanent in Diensten einspringen und begibt sich somit langsam, aber sicher ins Burn-Out. Weitere Kollegen haben bereits ihre Kündigung eingereicht.

Unter Helios gibt es auch in der Psychiatrie einen Belegungsplan, der erfüllt werden muss, damit man „Zahlen schreibt“. Zu bestimmten Stichtagen sollte man nicht weniger Patienten als vorgegeben auf Station haben, obwohl manche Kinder bei uns mit Diagnosen, Geschichten und Symptomatiken kommen, die vielleicht mal mehr Ressourcen vom Personal einfordern. Also eine Vollbelegung, die am Ende nur darauf hinausläuft, dass andere Patienten während ihres Therapieaufenthalts vernachlässigt werden. Wenn man jedoch zu wenige Patienten hat, bekommt man Ärger von der Chefebene und muss Personal an andere Stationen abgeben.

Ich empfinde meine Dienste immer mehr als ein „Abfertigen“ der Patienten und immer weniger als die Möglichkeit, mit den Kindern, die wir dahaben, eine wertvolle Zeit zu verbringen und einem therapeutischen Ziel näher zu kommen. Kapitalismus macht psychisch krank und auch Psychiatrien können dem nicht entgegenwirken, vor allem nicht, wenn sie lediglich dem Profit dienen.

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