Filmkritik: „Führer und Verführer“

Der Regisseur Joachim A. Lang hat einen Film über Goebbels und dessen Nazi-Propaganda gemacht, um „die Mechanismen der Demagogie [zu] verstehen und [so] die Hetzer der Gegenwart [zu] entlarven“, wie es im Vorspann heißt. In Wahrheit ist dieser Film selbst Propaganda.
Für die bürgerlichen Liberalen ist vor allem die Propaganda schuld am Aufstieg der Nazis, genauso wie am Erfolg der AfD: Kleine „giftige Gnome“ wie Goebbels oder Höcke, die mit verführerischen Redekünsten die ungebildeten Massen hinters Licht führen, seien der Grund für den Niedergang „unserer“ Demokratie.

In Wahrheit ist „unsere Demokratie“ nur der Schleier für die Diktatur der Reichen. Entscheiden tun die, die sich Parteispenden und Bestechungsgelder leisten können: die Kapitalistenklasse. Solange die Wirtschaft wächst, können sie die Illusion der Demokratie aufrechterhalten. Sobald die Krise kommt, wird der wahre Charakter dieses politischen Systems immer offensichtlicher für die Massen. Es sind also die Kapitalisten selbst, die das Vertrauen in die Demokratie zerstören.

Das können und wollen sie aber nicht wahrhaben. Deswegen schieben sie alles auf diese verteufelten „Hetzer“, „Verführer“ und „Demagogen“, auf die TikTok-Künste der Maximilian Krahs. Sie verklären und überhöhen die Wirkmacht von deren Propaganda zu Magie, die aus dem Nichts kommend die Massen in ihren Bann zieht. Und so sagt Hitler im Film nach einer gelungenen Propagandainszenierung zu Goebbels im typischen Führer-Sound: „Mein Hexenmeister hat wieder gezaubert!“

Propaganda

„Führer und Verführer“ ist kein guter Film. Hitler und Goebbels sind schlecht gespielt und leben vor allem von ihrem klischeehaften Akzent. Neben Goebbels‘ propagandistischem Wirken, erfahren wir vor allem viel Belangloses über seine Bettgeschichten und die kriselnde Ehe mit Magda („Wenn du diese Frau weitersiehst, gehe ich zum Führer!“). Die Dialoge wirken oft gekünstelt und sind einige Male erwiesenermaßen historisch inakkurat, obwohl der Film genau mit diesem Anspruch antritt.

Kunst und Fiktion können Mittel der Wahrheitsfindung sein: Sie können uns Dinge erahnen und spüren lassen, die wir historisch nicht mehr genau rekonstruieren können; sie können das Wesen einer Sache mit ihren Mitteln auf den Punkt bringen. Das passiert hier nicht. Was der Film auf ästhetischer Ebene nicht vermag, versucht er auf dokumentarischer Ebene wettzumachen: Immer wieder werden Interviews mit Holocaustüberlebenden oder Originalaufnahmen des Massenmordes zwischen die gespielte Handlung geschnitten. Aber auch diese historischen Dokumente erklären nichts und helfen nicht zu verstehen. Sie dienen einzig dazu, Schock und moralische Empörung hervorzurufen. Vom Hunger zermarterte Leichen, nackte Frauen, die zur Erschießung in eine Grube steigen müssen, in der bereits die Leichen ihrer Vorgänger liegen – diese Bilder erweitern nicht unser Verständnis vergangener (oder gegenwärtiger) Realität. Sie sagen nur, was wir schon wissen: „Die Nazis waren schrecklich!“ Das ist Effekthascherei und soll der politischen Aussage des Films moralische Autorität verleihen.

Verteidiger des Status quo

Die politische Aussage des Films ist klar: Höcke und die AfD sind Nazis, ihre Propaganda ist gefährlich. Ist sie erfolgreich, droht ein zweiter Holocaust. Und wer gegen Israels Genozid kämpft, ist im Zweifel genauso schlimm.

In Wahrheit ist die AfD eine rechte, demagogische Partei, aber keine faschistische. Bei ihrem Wahlsieg droht weder ein neues faschistisches Regime noch ein zweiter Holocaust. Warum also diese hartnäckigen Nazivergleiche? Die kapitalistische Krise hat die politische Stabilität des bestehenden Systems untergraben. Das Merkel’sche Dogma der „Alternativlosigkeit“ lässt sich nicht mehr aufrechterhalten. An seine Stelle tritt die Behauptung, es gäbe zwar eine Alternative zum bestehenden System, aber nur eine furchtbare: den Holocaust 2.0. Deswegen solle man lieber das bestehende politische System verteidigen und die Reihen fest hinter den Eliten schließen.

Die Kapitalisten haben Angst, dass wir darauf kommen, dass es eigentlich noch eine andere Alternative gibt: Sozialismus. Deswegen finanzieren sie solche Filme.

SCHLIESS DICH DEN KOMMUNISTEN AN!

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