„The Zone of Interest“ und die Normalität des Horrors in Gaza

Viele von uns fragen sich ‚Was würde ich tun, wenn ich während der Sklaverei leben würde? Oder des Jim Crow Südens? Oder Apartheid? Was würde ich tun, wenn mein Land einen Genozid begehen würde?‘ Die Antwort ist, du tust es. Genau jetzt. – Das ist der letzte Facebook-Post des US-Soldaten Aaron Bushnell (25), bevor er sich im Februar aus Protest gegen den Genozid in Gaza selbstverbrannte.

Dieselbe Frage stellt auch Jonathan Glazers neuer Film „The Zone of Interest“ (2023). Er zeigt das glückliche, kleinbürgerliche Familienleben des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß, dessen Villa nur durch eine Mauer vom KZ getrennt war. Vom Garten aus sieht man die Schornsteine der Krematorien. Direkt neben der Massenmordmaschine lebt die Familie Höß ihren Kleinbürgertraum mit großem Haus, Pool und Bediensteten.

Sie verschließen keineswegs die Augen vor dem Grauen. Sie haben sich einfach dran gewöhnt. Wie selbstverständlich verteilt Ehefrau Hedwig Höß Seidenbekleidung ermordeter KZ-Häftlinge an die Mitglieder des Haushalts. Sie selbst nimmt sich natürlich den teuren Pelzmantel. Beim Kaffee tratscht man darüber, dass man Diamanten in der Zahnpasta gefunden hat. Abends spielt der Sohn mit Goldzähnen, die den Leichen aus dem Kiefer gebrochen wurden.

Tag und Nacht hört man im Haus die Geräusche des Lagers: Schüsse, Todesschreie, Befehle, unterlegt von dem pausenlosen Brummen der Öfen, das sich durch den ganzen Film zieht.

Gegenwart

Gefilmt wurde mit bis zu zehn Kameras gleichzeitig, die wie Überwachungskameras in die Kulisse gebaut und ferngesteuert wurden. Der Regisseur war nicht am Set. Auf künstliche Beleuchtung wurde verzichtet. Glazer wollte keine „künstliche Konstruktion“ der Szenen, sondern die Handelnden anthropologisch beobachten, wie eine Fliege an der Wand.

So wirken die dargestellten Ereignisse nicht wie Vergangenheit, sondern wie Gegenwart. In seiner Oscar-Rede sagte Glazer, es ginge darum, „nicht zu sagen ‚Schau was sie damals taten‘, sondern ‚Schau was wir heute tun!‘ Unser Film zeigt, wohin Entmenschlichung schlimmstenfalls führt. […] Wir stehen hier als Männer, die sich dagegen wehren, dass ihr Jüdischsein und der Holocaust von einer Besatzung missbraucht wird, die zu so vielen unschuldigen Opfern führte: seien es die Opfer des 7. Oktober in Israel oder die des anhaltenden Angriffs auf Gaza, alle Opfer der Entmenschlichung. Wie leisten wir Widerstand?“

Entmenschlichung

Das Thema Entmenschlichung zieht sich durch den ganzen Film. Die Firma Topf & Söhne verkauft Höß am Wohnzimmertisch Krematorien, wie ein Staubsaugervertreter Staubsauger. Das neue Modell könne 400-500 „Stücke“ gleichzeitig verbrennen. Entmenschlichung sehen wir auch in Gaza, wenn israelische Politiker von „menschlichen Tieren“ reden, von Frauen und Kindern, die „Terroristen“ seien und deswegen vernichtet werden müssten.

Überhaupt kann man diesen Film nicht sehen, ohne an die zahlreichen Videos zu denken, in denen israelische Soldatinnen auf Gazas Ruinen TikTok-Tänze machen, in denen IDF-Soldaten die Seidenunterwäsche von Palästinenserinnen klauen, um sie ihren Freundinnen mitzubringen, in denen sie gefesselte Zivilisten mit Panzern überrollen, jubelnd Gebäude sprengen oder mitten in der Hungersnot eine Pizzeria für ihre Kameraden in zerstörten palästinensischen Häusern improvisieren.

Denn „Kapitalismus ist Horror ohne Ende“, wie Lenin sagte. Menschen werden zu Waren oder Ressourcen, zu Menschenmaterial, das ausgebeutet, geknechtet, verwertet oder vernichtet wird, wenn das im Interesse des Imperialismus ist. Davon können die Menschen in Gaza ebenso berichten, wie die Verhungernden im Jemen oder die Soldaten in der Ukraine, die durch den Fleischwolf gedreht als blutiger Schlamm in den Schützengräben enden. Der Horror ist alltäglich.

„Wie leisten wir Widerstand?“, fragt Glazer bei den Oscars vor einem Publikum gefühlsbewegter Superreicher. Unsere Antwort ist klar: Indem wir eine Revolutionäre Kommunistische Weltpartei aufbauen, die dieses System ein für alle Mal stürzt. Die Zeit zu Handeln ist jetzt.

SCHLIESS DICH DEN KOMMUNISTEN AN!

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