Während angeblich kein Geld für bessere Löhne da ist, versuchte die Unternehmensführung bei einer Betriebsversammlung der „Bio Company“ in Berlin, diverse sogenannte Modernisierungsversuche zu rechtfertigen. Neue T-Shirts würden der Bio-Supermarktkette einen moderneren Anstrich geben, so auch diese oder jene Kampagne in den sozialen Medien. Durch ein neues Auftreten wolle man Mitarbeiter und Auszubildende gewinnen. Eine Kollegin fragte, ob nicht bessere Arbeitsbedingungen und mehr Gehalt mehr Bewerber anlocken würden, statt ein neuer Anstrich mit dem gleichen alten faulen Kern. Eine zufriedenstellende Antwort blieb aus.Wie es denn sein könne, dass das Einkaufs- und Vertriebsteam im vergangenen Jahr eine einwöchige Reise nach Frankreich antreten durfte, um auf Firmenkosten „Inspiration zu sammeln“, während für die Arbeiter kein Geld da sei, wollte eine andere Kollegin wissen. Die Antwort: Modernität und neue Inspiration seien das, was das Unternehmen jetzt brauche. Außerdem sei das kein Luxusurlaub gewesen. Einer Kollegin war zu Ohren gekommen, dass ihr Laden geschlossen werden soll. Sie wollte wissen, was an dem Gerücht dran ist. Ob dieser Markt speziell geschlossen werden soll, wisse man nicht, hieß es von der Unternehmensführung. Aber letzten Endes könne man niemandem versprechen, dass er in fünf Jahren noch einen Arbeitsplatz hat – denn das sei „unseriös“. So sieht sie aus, die Krise des Kapitalismus.