Studierende in Deutschland haben es schwer. Stagnierende Nettoeinkommen in Studentenjobs und steigende Inflation führen zu einem Reallohnverlust bei gleichzeitig steigenden Lebensmittel-, Miet- und Nebenkosten. Der MLP-Studentenwohnreport 2023 zeigt, wie prekär die Situation ist: In 38 Hochschulstädten stiegen die Durchschnittsmieten im Vergleich zum Vorjahr um 6,2 %. In Berlin stiegen die Mieten in den letzten drei Jahren um 10,1 %, und die Kosten für WG-Zimmer haben sich im letzten Jahr verdoppelt. Heizkostenabschläge erhöhten sich deutschlandweit um 43 %. Nur in zwei Hochschulstädten deckt der Bafög-Wohnzuschlag (360 Euro) die Miete einer studentischen Musterwohnung (30 m²).
Die Wohnungssuche wird zunehmend schwieriger. Die Zahl der inserierten Angebote, auch WG-Zimmer, nimmt jährlich ab, in München allein um 10 % im letzten Jahr. In Münster kommen auf drei Inserate mehr als 100 Studenten, in Köln auf jedes WG-Zimmer acht bis neun. Auf der Warteliste des Deutschen Studierendenwerks, das 1.700 Wohnheime in ganz Deutschland verwaltet, stehen mehr als 32.000 Studenten mit einer Wartezeit von drei Semestern. Dies erhöht die Konkurrenz und ermöglicht Vermietern, die Mieten hochzuschrauben und den Service zu minimieren.
Der Staat und die Medien machen die nahezu verdreifachte Zahl der Studenten in den letzten zwei Jahrzehnten dafür verantwortlich. Dabei gab es in all den Jahren von Seiten des Staates keine entsprechenden Investitionen in die notwendige soziale Infrastruktur. Die jetzt angekündigten staatlichen Hilfen sind unzureichend und kommen zu spät. Daher bleiben viele Studenten (ca. 30 %) zuhause wohnen. Die extreme Wohnungsknappheit und finanzielle Belastung führen dazu, dass sich viele das (Wunsch-)Studium nicht mehr leisten können. Während ca. 80 % der Kinder von Eltern mit Studienabschluss studieren, sind es nur 27 % aus Familien ohne Studienabschluss, oft aufgrund der prekären finanziellen Lage.
Dabei gibt es genügend Wohnraum: Laut MDR standen im Mai 2022 1,9 Millionen Wohnungen in Deutschland leer, über die Hälfte war seit mehr als einem Jahr nicht mehr bewohnt.
Das ist das Ergebnis von Sparpolitik, fehlenden Investitionen und der Privatisierung von Wohnraum, die Spekulationen begünstigt. Die Ampel-Regierung setzt sich zwar Ziele für den Wohnungsbau. Die sind aber zum einen nicht ausreichend. Und zum anderen werden auch diese bescheidenen Ziele nicht erreicht, da sich die Regierung auf den Markt verlässt, der mehr an Profiten als an der Deckung des tatsächlichen Bedarfs interessiert ist. Die Grundursache dafür ist der Kapitalismus.
Um die Wohnungslage zu lösen, müssen wir für eine sozialistische Planwirtschaft kämpfen. Baufirmen und große Vermieter müssen entschädigungslos enteignet werden und es sind massive Investitionen in bezahlbaren Wohnraum notwendig. Leerstehende Häuser, die den Reichen gehören, sollten beschlagnahmt werden, um Bedürftige unterzubringen. So können wir in kurzer Zeit Obdachlosigkeit, schlechte Wohnverhältnisse und Prekarität beenden.