Als Schüler in Spanien die Regierung in die Knie zwangen 

Ein heroischer Kampf der spanischen Jugend zwang 1987 die Regierung, einen Wendepunkt in der Bildungspolitik einzuschlagen. Die Forderungen der Schülerbewegung waren eine Kampfansage an die herrschende Politik. Genau deswegen veränderte sie das Bewusstsein des Landes: In den Monaten nach dem Ende des Schulstreiks wurde die spanische Gesellschaft von einer Streikwelle nach der anderen erschüttert. 

Nach dem Tod Francos suchte die Gesellschaft in Spanien nach neuen Antworten. Die sich selbst als sozialistisch bezeichnende Regierung unter Felipe Gonzalez wurde mit Hoffnung an die Macht gewählt. Gonzalez war Reformist und der Krisenkapitalismus Spaniens zu der damaligen Zeit musste verwaltet werden: Große Kürzungen und Austeritätspolitik gegen die Arbeiterklasse standen auf der Tagesordnung. 

Die Bedingungen im spanischen Bildungssystem gehörten zu den schlechtesten in Europa. Die Schülerbewegung forderte mehr Geld und Ressourcen für Bildung, Aufhebung der Immatrikulationsgebühren für Studenten sowie uneingeschränkten Zugang zu allen Unis. Der Hauptslogan „Kinder der Arbeiterklasse an die Universitäten!“ fand hohe Zustimmung. 

Vor dem Ausbruch der Massenbewegung im Dezember 1986 führten Genossen unserer spanischen Sektion in vielen Schulen Agitations- und Propagandaarbeit für eine Schülergewerkschaft (SE) durch. Dadurch erkannten sie im Sommer, dass sich die Stimmung in der Jugend stark radikalisiert hatte. Im November rief die SE zu einer Demonstration in Madrid auf. 5.000 Teilnehmer überzeugten die Gewerkschaft von einer existierenden Kampfstimmung innerhalb der Jugend: So riefen sie zu einem nationalen Schülerstreik auf. 

Die Massen gehen auf die Straße  

Mehr als 100.000 Schüler streikten am 4. Dezember. Es handelte sich offensichtlich nicht mehr um ein paar rebellische Schüler, sondern um eine Bewegung mit Massenpotential. Der 4. Dezember legte offen, dass die SE bereits eine enorme Autorität aufgebaut hatte. Die Schularbeit der SE in der vorhergehenden Zeit und die bereits existierende Verankerung an den Schulen ermöglichte das weitere Planen. Klar war: Die Bewegung musste nun ausgeweitet werden. Es wurde daher beschlossen, einen weiteren 24-stündigen Generalstreik und Demonstrationen in ganz Spanien zum frühestmöglichen Zeitpunkt (am 17. Dezember) durchzuführen. Dieses Mal sollte breiter und an noch mehr Schulen mobilisiert werden. 

An allen Schulen gingen Schülerkomitees zu Mobilisierungsaktionen für den 17. Dezember über. Das Motto „Alle raus am 17.“ setzte der Bewegung ein klares Ziel. Es bildeten sich außerdem unzählige weitere Komitees an neuen Schulen, die Gewerkschaft gab den Schülern die Methoden und Argumente in die Hand, selbst aktiv zu werden. Die einzelnen Schulkomitees wählten verschiedene Sekretäre sowie Delegierte für regionale und nationale Treffen. So konnte die Bewegung über die SE im Verlauf der Zeit national und demokratisch geplant werden. 

Die SE betonte immer wieder die Aufgabe, sich mit der Arbeiterklasse zu verbinden, nicht nur für die Finanzierung der Bewegung, sondern da sie das gemeinsame politische Interesse der Jugend und der Arbeiterklasse verstand. Dafür gab es extra angefertigte Flugblätter, die Schulkomitees gingen zu den Arbeitsplätzen hin, wo sie politisch diskutierten. 

Am 17. Dezember spürte das gesamte Land die Macht der Bewegung, es waren allein 270.000 Schüler in Barcelona auf der Straße, die Presse sprach national von über 2 Millionen. Die Bewegung zog sich weiter bis ins Frühjahr 1987. 

Die SE gab in den Verhandlungen nicht nach und mobilisierte immer wieder die Massen der Schüler, um weiter Druck auszuüben. Am Dienstag, den 17. Februar, gab das Ministerium der Gewerkschaft neue Vorschläge für einen Deal bekannt: Zum ersten Mal in der Geschichte Spaniens sollte die Oberstufe an allen staatlichen Schulen kostenlos sein. Außerdem sollten Kinder aus Arbeiter- und unteren Mittelschichtsfamilien zum ersten Mal eine kostenlose Universitätsausbildung erhalten. Kurzum, die Regierung hatte eine Kehrtwende vollzogen und bot nun große Zugeständnisse an. Die Bewegung hatte gewonnen! 

Kein Kampf ohne Arbeiterklasse 

Ohne die aktive Unterstützung der Arbeiterklasse konnten die Schüler nicht hoffen, die Regierung zu schlagen. Nach zwei Monaten des erbitterten Kampfes zeigen sich nun die ersten Auswirkungen der Bewegung. Die Lehrer begannen von ihren Schülern zu lernen! Es drohte ein landesweiter Lehrerstreik sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bildungswesen. Auch andere Teile der Arbeiterklasse erwachten: In der ersten Februarwoche 1987 kam es zu einem Generalstreik der Landarbeiter in Andalusien und Extremadura. 

Die Schülerbewegung stellte die Vorhut einer Periode von Klassenkämpfen dar. In den Worten des Time Magazins (1987): „Der Schülerprotest war der Auslöser für alles andere. Die Schüler bekamen, was sie wollten, indem sie auf die Straße gingen. Jetzt wird wegen der kleinsten Sache gestreikt.“ Organisiert sich die Jugend um ein klassenkämpferisches Programm, kann sie die Arbeiterklasse mitreißen. Genau das wollen wir auch erreichen! 

SCHLIESS DICH DEN KOMMUNISTEN AN!

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