Der Klassenkampf nimmt in den letzten Jahren überall auf der Welt an Fahrt auf. Er drückt sich in Streikwellen, Jugendbewegungen und politischer Polarisierung aus. Arbeiterinnen und Arbeiter diskutieren in ihren Betrieben, Vereinen, Familien und Freundeskreisen wieder vermehrt über Politik. Sie fragen sich, welche Ursache die Angriffe auf soziale Errungenschaften und Lebensstandard haben und wie diese bekämpft werden können. Als Kommunisten wollen wir hierfür wirksame Antworten entwickeln, die unserer Klasse einen erfolgreichen Kampf ermöglichen. Doch dieser Kampf verläuft entlang von immer neuen Entwicklungen und Ereignissen. Die Fähigkeit, diese korrekt einzuschätzen und der Arbeiterklasse Orientierung zu geben, fällt nicht vom Himmel.
Der dialektische Materialismus
Die Philosophie des dialektischen Materialismus von Karl Marx und Friedrich Engels ist der Ausgangspunkt für unser Verständnis der Welt. Im Gegensatz zu jeder bisherigen Weltanschauung stülpt er der Welt keine aus der Luft gegriffene Konzepte über. Stattdessen fordert der dialektische Materialismus dazu auf, jedes Phänomen durch die praktische Untersuchung seines Entwicklungsprozesses zu verstehen. So erschien unseren Vorfahren beispielsweise das Feuer bei einer ersten Betrachtung als ein übernatürlicher Zauber. Erst als sie begannen, sich mit diesem auseinanderzusetzen, es selbst zu entzünden und als Wärmequelle einzusetzen, bauten sie ein wirkliches Verständnis dafür auf. Sie begriffen entzündliches Material als Voraussetzung für die Flammen und sahen, dass diese ohne Luft wieder erstickten. Mit wachsenden technischen Möglichkeiten wurde daraus unser modernes Verständnis von Feuer als exotherme chemische Reaktion.
Alles menschliche Wissen basiert auf der praktischen Auseinandersetzung mit der realen Welt. Marx und Engels erforschten das reichhaltige Material der wirklichen Gesellschaft und ihrer Geschichte. So erkannten sie den Klassenkampf als ihre zentrale Triebkraft. Hiervon ausgehend schufen sie mit dem „Manifest der Kommunistischen Partei“ die erste allgemeine Perspektive für den proletarischen Klassenkampf. Diese Perspektive wurde in den kommenden Perioden von Kommunisten immer weiter ausgebaut und präzisiert. So konnten Lenin und Trotzki beispielsweise eine korrekte Perspektive für den Klassenkampf im Ersten Weltkrieg herausarbeiten, was die Grundlage des Erfolges der Oktoberrevolution sein sollte.
Fakten und Theorie
Es kann verlockend sein, Perspektiven und Positionen unmittelbar den marxistischen Klassikern zu entnehmen. Doch hierdurch können wir schnell zu Fehleinschätzungen gelangen. Denn die Wahrheit ist immer konkret und kann nur durch eine Beschäftigung mit den Fakten herausgearbeitet werden. Die Rolle der Theorie ist es, unter diesen Fakten Wesentliches von Unwesentlichem zu trennen und sie in ein richtiges Verhältnis zu setzen. Das verstand auch Lenin, als er seine Perspektive für die russische Revolution aufstellte. Die Menschewiki gingen dogmatisch davon aus, dass die sozialistische Revolution in den entwickelten kapitalistischen Ländern ihren Ausgang finden und Russland zunächst eine Phase der kapitalistischen Entwicklung durchlaufen müsse. Lenin hingegen erkannte mit seiner Analyse des Imperialismus die veränderte Weltlage und schrieb bereits 1915 treffend: „Die bürgerliche demokratische Revolution in Russland ist heute schon nicht mehr nur der Prolog, sondern ein untrennbarer Bestandteil der sozialistischen Revolution im Westen.“
Die Intervention im Klassenkampf
Kommunisten sind keine über dem Klassenkampf stehenden Kommentatoren. Sie beziehen die eigene Rolle in die Entwicklung ihrer Perspektiven ein. Hieraus folgen Handlungsaufforderung und Prüfstein zugleich. Am Infostand oder im Betrieb können wir mit abstrakten Perspektiven und Ideen nicht überzeugen. Es gilt an dem anzuknüpfen, was Arbeiter und Jugendliche jeden Tag sehen und erleben. Kommunisten müssen sich deshalb nicht nur mit Theorie und Geschichte, sondern auch mit den täglichen Entwicklungen in der Öffentlichkeit auseinandersetzen und diese entlang der Perspektiven einordnen.
Die Notwendigkeit der Partei
Das Verständnis und damit auch die Wirkung eines isolierten Kommunisten bleibt notwendigerweise beschränkt. Denn niemand kann allein gleichzeitig die relevanten Entwicklungen auf globaler sowie nationaler Ebene analysieren und dabei mit einem konkreten Programm im Klassenkampf vor Ort intervenieren. Aus diesem Grund organisieren wir uns in der RKP als Teil der Revolutionären Kommunistischen Internationale und teilen uns diese Arbeit untereinander auf. In Ortsgruppen bilden wir uns in wöchentlichen Treffen gemeinsam als Kommunisten aus. Wir veröffentlichen Literatur und Texte, die neuen Genossen einen leichten Einstieg in den Marxismus ermöglichen. Mit unseren Mitgliedsbeiträgen befreien wir einige Genossen von der Lohnarbeit, damit sie sich für uns tiefer mit einzelnen Fragen des Klassenkampfes auseinandersetzen können. Denn mit der RKP wollen wir eine Partei schaffen, welche der Arbeiterklasse ein Verständnis ihrer Lage und damit die Fähigkeit zur eigenen Befreiung gibt.