Der Vietnamkrieg war die erste schwerwiegende Niederlage des US-Imperialismus. Das Ziel der USA war vor allem die Eindämmung der Sowjetunion durch die Unterstützung Südvietnams gegen Nordvietnam. 1954 begann die CIA mit militärischen Operationen aus Saigon und ab 1965 schickten die USA Soldaten nach Vietnam, um Nordvietnam direkt zu bekämpfen. Trotz der absoluten militärischen Überlegenheit des US-Imperialismus und der Verheerung, die er über Vietnam brachte, konnte er den Krieg nicht gewinnen.
Gärung in der Arbeiterklasse
In der US-Bevölkerung gab es lange breite Unterstützung für den Krieg. Mit der Bewegung gegen den Vietnamkrieg werden oft protestierende Studenten in Verbindung gebracht und die ersten Proteste gegen den Vietnamkrieg kamen aus der Studentenbewegung. Jedoch blieben sie meistens auf den Campus beschränkt. Es fehlte ein klares Programm, dass die Verbindung zur Arbeiterklasse herstellen konnte.
Entgegen des Mythos beendeten nicht die Studenten den Krieg, sondern die Arbeiterklasse. Ein wichtiger Faktor war der Widerstand, der sich innerhalb der Armee entwickelte. Sie bestand zu großen Teilen aus jungen Arbeitern, die nicht die Möglichkeit hatten, der Einberufung auszuweichen. Die Soldaten merkten, dass sie kein Interesse an diesem Krieg hatten, was eine schnelle Radikalisierung in der Armee bewirkte. Außerdem behandelten die Offiziere das Leben ihrer Soldaten mit kompletter Gleichgültigkeit, solange das Verhältnis zu getöteten „feindlichen Kämpfern“ stimmte. Das führte zu unnötig hohen Todeszahlen auch unter US-Soldaten. Meutereien, Fahnenflucht und das Töten verhasster Offiziere häuften sich.
Entscheidend war aber die Bewusstseinsentwicklung der Arbeiterklasse innerhalb der USA. Es waren ihre Söhne, die in Vietnam in einen sinnlosen Tod geschickt wurden. Im Jahr 1971 befürworten nur 60 % der Amerikaner mit Hochschulabschluss, aber 75 % der Personen mit nur einem Highschool-Abschluss und 80 % der Personen ohne Sekundarschulabschluss einen Rückzug der USA aus Vietnam. Die Gärung in der Arbeiterklasse zeigte sich auch an den riesigen Demonstrationen, die ab 1967 stattfanden.
Der größte Gewerkschaftsbund AFL-CIO war komplett bürokratisiert und die Führung stand hinter dem Krieg – im Widerspruch zu Teilen der Basis, weshalb sich einzelne lokale Gewerkschaften gegen den Krieg äußerten.
Mit schwindender Unterstützung des Krieges spalteten sich einzelne Gewerkschaften ab und mehr bekannten sich gegen den Krieg. Es blieb jedoch bei Lippenbekenntnissen. Zwar erhöhte sich die Streikaktivität Anfang der Siebziger, aber die Streiks waren ökonomischer, nicht politischer Natur.
Weder die Studentenbewegung noch die Friedensbewegung oder die Gewerkschaften konnten der Arbeiterklasse aufzeigen, wie sie ihre Söhne aus dem Krieg retten können.
Doch allein die Gefahr, einer Ausbreitung der Proteste in der Arbeiterklasse, auf der Straße und im Betrieb zwang den US-Imperialismus, Vietnam 1973 aufzugeben. Henry Kissinger sagte zu den Protesten, dass sie nicht nur die Präsidentschaft Nixons in Frage stellten, sondern „das Problem der Autorität in dieser Gesellschaft insgesamt“. Er spürte, welche gefährlichen Implikationen ein Aufstand der Arbeiterklasse für den US-Imperialismus hätte.
Geeint kämpfen
Heute schürt die herrschende Klasse neue Kriege und rüstet sich für diese. Die imperialistischen Mächte teilen heute den Globus neu unter sich auf und sind sich dabei keines Mittels zu schade. Wer nicht hinterherkommt, wird untergehen. Der Völkermord in Gaza und der Krieg in der Ukraine sind davon die ersten Vorboten.
In der Palästinabewegung sehen wir, wie Studenten oft an der Spitze des Kampfes stehen. Doch wie im Vietnamkrieg reicht die Kraft der Studenten nicht aus. Nur die Arbeiterklasse ist in der Lage, die Kriegsmaschine der Imperialisten zu lähmen, weil ohne sie kein Panzer vom Fließband läuft und keine Waffenlieferung den Hafen verlässt.
Um die gewaltige Kraft der Arbeiterklasse zu mobilisieren, braucht die Bewegung gegen Militarismus deshalb ein Programm, das die unmittelbaren Interessen der Arbeiterklasse widerspiegelt. Wir müssen erklären, wie imperialistische Konflikte mit dem Alltag der Arbeiter hierzulande zusammenhängen.
Auch wenn heute noch keine deutschen Soldaten direkt in große Kriege verwickelt sind, ist es die Arbeiterklasse, die für die Militarisierung zahlen muss. Um die enormen Kosten für die Aufrüstung decken zu können, sind die Kapitalisten gezwungen, harte Angriffe auf den Lebensstandard der Arbeiter durchzuführen. Das wird die Arbeiterbewegung zur Gegenwehr zwingen. Doch um unsere Schlagkraft im Klassenkampf zu maximieren, müssen wir geeint unter einem Programm kämpfen. Wenn wir eine große antiimperialistische Bewegung an den Unis aufbauen, mit einem Programm, das den Kampf um den Lebensstandard der Arbeiterklasse mit dem Kampf gegen Imperialismus kombiniert, kann sie zu einem Leuchtfeuer für die Arbeiterklasse heranreifen und sie in die vorderste Front unserer Reihen ziehen.