Als Sozialarbeiter, der Auszubildende in der Pflegehilfe unterstützt, erlebt man so ziemlich alles: Unbezahlte Überstunden, Wochenendarbeit, während in der Woche schon Schule stattfand und als Bezahlung nur Mindestauszubildendenvergütung – das Geld reicht vorne und hinten nicht. Ganz zu schweigen von der fehlenden Einarbeitung oder Ausbildungsqualität.
Bei all diesen Problemen soll den Auszubildenden sozialpädagogisch geholfen werden, um sie möglichst lange in der Ausbildung zu halten, mit dem Ziel, dass möglichst viele die Ausbildung erfolgreich beenden.
Jedoch weigern sich die Einrichtungen häufig, auch nur arbeitsrechtliche Mindeststandards umzusetzen, da es in Sachsen-Anhalt noch nicht mal klare rechtliche Regelungen gibt. Und selbst wenn: In einem Jahr Ausbildungszeit können sich die Einrichtungen in den ersten sechs Monaten Probezeit von unliebsamen Azubis entledigen. Die große Mehrheit der Azubis erträgt die meisten Erniedrigungen, bis es nicht mehr geht.
Am Ende haben die auf Profit orientierten Pflegeeinrichtungen kein Interesse daran, bessere Bedingungen für das Personal zu bieten. Die Azubis werden verschlissen, da sich schließlich jedes Jahr wieder neue finden. Als Sozialarbeiter ist man genauso im System gefangen und kann höchstens kosmetische Verbesserungen erzielen und am Ende die Projektergebnisse frisieren, damit die Finanzierung hoffentlich weitergeht.
115.000 Vollzeitkräfte fehlen laut Pflegerat aktuell deutschlandweit. In 10 Jahren könnten es laut Prognose 500.000 sein. Das Kapital setzt dabei auf die Anwerbung aus anderen Ländern in der Hoffnung, dass sich die Arbeiter leichter ausbeuten lassen und wegen Hass und Hetze erst recht nicht wehren.
Es ist völlig klar, dass insbesondere bei der demografischen Situation in Ostdeutschland die Bedingungen in der Pflege für Arbeiter und zu pflegende Personen immer prekärer werden.